Travis – L.A. Times
Travis bringen mit „L.A. Times“ ein Album heraus, das Sänger und Gitarrist Fran Healy als das „persönlichste“ der schottischen Indierocker seit ihrem 1999er-Meisterwerk „The Man Who“ bezeichnet. In den zehn von Tony Hoffer (The Kooks, Air) produzierten LP-Tracks versucht die Band, ihren gemeinsamen bis hierher zurückgelegten Weg nachzuzeichnen und zu verstehen – im Leben wie in der Musik. „Damals gab es eine Menge wichtiger Dinge zu schreiben“, so Healy anlässlich der Promotion zum neuen Release, „ich war 22 Jahre alt und diese Lieder waren meine Therapie.“ Und nun gäbe es abermals eine Menge zu besprechen.
Wie vor 25 Jahren grüßt uns die Band auch auf dem ähnlich faszinierenden aktuellen Cover-Motiv von Fotograf Stefan Ruiz (New York Times, Vogue) aus weiter Ferne: Heute allerdings nicht aus pittoresker Winter-Einöde, sondern nächtlich funkelnder Downtown-LA-Kulisse. Damals wie jetzt – neben Songwriter Fran Healy, der Los Angeles seit einem Jahrzehnt sein Zuhause nennt – auf dem Bild zu erahnen: Neil Primrose (Drums), Dougie Payne (Bass) und Andy Dunlop (Gitarre, Banjo). Seit Gründung von Travis an der „Glasgow School Of Art“ in den 1990er-Jahren sind sie ununterbrochen mit von der Partie.
Was beide Longplayer außerdem eint: Ähnlich wie „The Man Who“ ist „L.A. Times“ sich in jedem Moment selbst genug und biedert sich seinen Hörerinnen und Hörern nicht an. Musikalische Appetizer auf das mittlerweile zehnte Album von Travis, die sich nach der Hauptfigur aus Wim Wenders Film „Paris, Texas“ benannt haben, gab es unter anderem mit den Vorab-Singles „Gaslight“, einem von swingenden Bläsern umrahmten, nach vorne stampfenden Stück, das in seinen Lyrics eindringlich vor Manipulation und Fremdkontrolle durch die Obrigkeit warnt und mit dem vom Trommelspiel scheppernden „Raze The Bar“.
Letzteres entzückt durch Fran Healeys schier meisterhaftes Songwriting und der (fiktiven) bittersüßen Geschichte über das Schließen der New Yorker „Black & White Bar“, einem beliebten Treffpunkt für die Band und andere Künstlerinnen und Künstler, wie etwa dem im Big Apple lebenden „Godfather Of Street Art“ Richard Hambleton. Coldplays Chris Martin („Ohne Travis hätte es unsere Band vermutlich nie gegeben“) und Brandon Flowers von The Killers, mit denen Healy und Bandmates jüngst als Support auf UK-Tour gingen, steuern auf diesem Track zusätzliche Vocals bei. Mehr muss über Bedeutung der und Wertschätzung für die Schotten dann wohl nicht gesagt werden.
Neben diesen beiden Standout-Songs von „L.A. Times“ zitieren Travis in kompakten rund 40 Minuten Album-Länge mal ihre eigene musikalische Vergangenheit (so in den verträumten Tracks „Bus“ und „Live It All Again“, die auch perfekt auf ihren großartigen dritten Longplayer „The Invisible Band“ gepasst hätten), mal die folkig-traditionellen Wurzeln ihres Heimatlands („Alive“ und „The River“) sowie ihre künstlerischen Einflüsse („Home“ und „I Hope That You Spontaneously Combust“, die den Touch der psychedelisch Hippie-esquen Schaffensphase der Beatles in sich tragen).
Mit „Naked In New York“ befindet sich ein zweiter Song mit NYC-Bezug auf der Platte und mit dem abschließenden Titeltrack „L.A. Times“ beschreitet die Glasgow-Band gar einen völlig neuen kreativen Pfad, auf dem Fran Healy in spoken words, die über einer Melodie liegen, die an Jan Hammers „Crockett’s Theme“ der Eighties-TV-Serie „Miami Vice“ erinnert, die sozialen Missstände LA’s anprangert. All das und noch so viel mehr präsentieren uns Travis Anfang September auf drei karriereumspannenden Live-Shows in Köln (Live Music Hall, 03.09.2024), Berlin (Huxleys Neue Welt, 04.09.2024) und Hamburg (Docks, 05.09.2024). Crazewire ist mit dabei und berichtet ausführlich im Print-Magazin #3 – stay tuned.
Band: Travis
Album: L.A. Times
VÖ: 12.07.2024
Label: BMG Rights Management