Macseal & Jetski & Suds – Bonn, Namenlos (01.05.2025)

Es gibt Abende, die geben mir auf der einen Seite das (gute) Gefühl wieder jung und unbeschwert zu sein, auf der anderen Seite machen sie mich aber wahnsinnig traurig, zeigen sie doch, wie schwer es heutzutage für junge Bands ist, auf Tour zu gehen.

Das Konzert von Macseal wurde relativ kurzfristig vom Kölner Helios ins Namenlos nach Bonn verlegt. Man kann nur mutmaßen, warum dieser „Move“ vollzogen wurde. Mit Blick auf das kleine Grüppchen von vielleicht 50 Zuschauern vor der Bühne, könnte man aber eine naheliegende Idee davon bekommen. Aber hey, sowohl Macseal als auch die beiden Vorbands Jetski und Suds sind das erste Mal in Deutschland. So macht sie aus der Not eine Tugend und feiert eine ganz hervorragende Indie-Emo-Punk-Party im überaus sympathischen, wenn auch sehr warmen Namenlos.

Jetski

Den Anfang macht das britische Indie-Quartett Suds. Ich bekomme zwar nur die letzten vier Songs mit, die gefallen mir aber vor allem durch den Gesang von Sängerin Maisie Cater und die unverkennbare Shoegaze-Note richtig gut. Bereits auf dem Weg nach Bonn hatte ich mir die Musik der Band auf einem der vielen Streaming-Dienste angehört und war positiv überrascht. Das Album „The Great Overgrowth“ (Big Scary Monsters / 2023) ist auf jeden Fall extrem empfehlenswert. Toller Beginn.

Nach kurzer Umbaupause betreten Jetski aus Sheffield die kleine Bühne. Die Briten freuen sich sehr über die positive Resonanz aus dem Publikum und darüber, dass sie es das erste Mal nach Deutschland geschafft haben. Ich fand die Songs auf Platte gut, aber nicht herausragend. Live hat das Ganze aber eine derart cool Eigendynamik, dass ich mich der Magie der Band nur schwer entziehen kann. Vor allem die Gitarrenarbeit erinnert mich an eine flotte und etwas aggressivere Version von American Football. Insgesamt eine richtig gute Darbietung. Und da die Band 100% DIY unterwegs ist, freue ich mich, dass später noch die ein oder andere Platte am Merchtisch über die Ladentheke ging.

Meine Begleitung hatte mich – nachdem ich ein bisschen über das Incubus-Konzert in der Kölner Lanxess-Arena gesprochen hatte – gefragt, was für mich eigentlich einen perfekten Konzertabend ausmacht. Ich fand das recht kompliziert, spielen doch die unterschiedlichsten Punkte eine Rolle. Sound, Auftreten der Band, Setlist, Location, Publikum, alles kleine Bausteine, die dazugehören. Hier und heute passt diesbezüglich alles. Klar, die Band hat zu Beginn ein paar leichtere technische Probleme, aber alles andere – super.

Macseal

Dass der Großteil des Publikums für Macseal gekommen ist, merkt man dann bereits beim ersten Ton des Openers „A+B“. Spätestens beim Überhit „Golden Habor“ habe ich Gänsehaut und das wohlige Gefühl einfach in der richtigen Szene aufgewachsen zu sein. Das Publikum divers und zuvorkommend, die Band spielerisch super und extrem sympathisch. Und ja, wenn man fast nur Hits hat, ist es auch einfach das Publikum zu begeistern. Spätestens bei „Beach Vacation“ tanzt der ganze Raum. Es ist diese lebensbejahende Freude, die mir bei größeren Locations ganz einfach fehlt. Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile immer seltener auf diese kleineren Shows gehe. Das liegt aber vor allem daran, dass ich davon nicht mehr so viel mitbekomme. Umso toller, dass Analog Nostalgia Booking diese Bands ins Rheinland geholt hat. Auch wenn alle drei Bands für sich schon ein größeres Publikum verdient hätten.

Am Ende gehe ich mit drei Schallplatten, einem T-Shirt, einem Pullover und dem guten Gefühl nach Hause, das beste Konzert des Jahres gesehen zu haben.