Die mit insgesamt sieben Grammys ausgezeichneten Sarah Jarosz, Aoife O’Donovan und Sara Watkins bilden seit 2014 das Folk-Trio I’m With Her, das bereits mit dem 2018er Debüt „See You Around“ für Aufsehen sorgte. Mit „Wild And Clear And Blue“ erscheint nun endlich der langerwartete Nachfolger.

Musikalisch bewegt sich „Wild And Clear And Blue“ in einem Spannungsfeld aus Americana, Folk und experimenteller Kammermusik. Die von Josh Kaufman in New York glasklar und doch voll und satt produzierten Arrangements sind dichter und komplexer als beim reduzierten Vorgänger und das Zusammenspiel von Geige, Mandoline, Gitarre und pointiert eingesetztem Bass oder Piano wirkt stets organisch und punktgenau. Trademark des Sounds von I’m With Her sind aber die Gesangs-Harmonien der drei Frauen, die ihre Stimmen mit atemberaubender Präzision und Ausdruckskraft immer wieder zu einem Ganzen verschmelzen, in dem aber stets auch ausreichend Raum für individuelle Linien bleibt. Auf Albumlänge entfaltet sich so eine selbst in getragenem Mid-Tempo mitreißende Melange aus eindringlicher Intimität und warmer Intensität.

I’m With Her sind Sara Watkins, Aoife O’Donovan und Sarah Jarosz (v.l.) Foto: Alysse Gafkjen

Mit einer seltenen Mischung aus eben dieser Wärme, technischer Brillanz und nahezu telepathischen Zusammenspiel gelingt es I’m With Her tief in der eigenen Tradition verwurzelt zu bleiben, die Songs aber dennoch zu öffnen und allzu eng gesteckte Genregrenzen zu überschreiten. Jede der drei Musikerinnen bringt dazu ihre ganz eigene künstlerische Handschrift in das Album ein. Sara Watkins, bekannt durch ihre Arbeit mit Nickel Creek, sorgt mit Fiddle, Cello, Orgel und ihrer weichen Stimme für die wohligen, hymnischen Momente. Sarah Jarosz glänzt mit versierter Mandolinen-, Banjo- und Gitarrenarbeit und bringt lyrisch die introspektiven Inhalte ein und Aoife O’Donovan, einst Frontfrau von Crooked Still, balanciert mit ihrer jazzig angehauchten Phrasierung und ihren malerischen Kompositionen an Gitarre und Klavier das Gesamtbild aus. 

„Wenn wir zusammen schreiben, ist es fast so, als wären wir ein dreiköpfiges Wesen – es gibt nie das Bedürfnis, sich Ideen zu eigen zu machen, und immer eine Leichtigkeit, loszulassen, wenn etwas nicht funktioniert“, sagt Aoife. Und Sara ergänzt: „Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in dieser Band ist es, meinen Bandkollegen zuzuhören. Ich bin ein großer Fan dieser beiden Menschen, und es ist eine große Freude, mir dieses Album anzuhören und mich daran zu erinnern, wie großartig es ist, dass ich es mit ihnen machen konnte.“

Mit dem zweiten Album sind I’m With Her musikalisch gewachsen und ihrer charakteristischen Ästhetik doch treugeblieben. „Wild And Clear And Blue“ ist ein reifes Werk voller Zwischentöne, das nicht nur musikalisch, sondern auch durch seine leise aber feine Erzählform in den Bann schlägt – wie gemacht für die kommenden Sommerabende.