Philippa Kinsky – smalltown stories

Wow! Ich würde ja von einem Rohdiamanten sprechen, wenn das alles hier nicht schon so wunderschön geschliffen und aufpoliert wäre! Mit ihrer zweiten EP „Smalltown Stories“ erfüllt die 22-jährige Österreicherin Philippa Kinsky wohl all die Erwartungen, die man nach ihrer überraschenden Debut-EP „born in the teens“ (2022) an sie stellen konnte.

Irgendwo zwischen Indie, Pop und Liedermachen schweben die sechs eingängigen Songs ins Ohr und bleiben – dank der starken Kompositionen und Philippas toller Stimme – auch im Kopf. Nachvollziehbare Vergleiche zu Clairo oder Phoebe Bridgers werden gezogen – die vielschichtigen Arrangements und elektronischen Spielereien erinnern mich aber auch an Tegan & Sara und stellenweise sogar an die französischen Indie-Popper von Phoenix.

Bei aller Leichtigkeit, die Songs wie „Some Pretty Day“ oder „Wallflower Seat“ akustisch vorgaukeln, ziehen sich lyrisch vor allem Selbstzweifel, Unsicherheit und der Wunsch nach Orientierung wie ein roter Faden durch die Stücke – Einblicke in „das Gefühlswollknäuel einer Mitte 20-Jährigen”, wie es Philippa selbst nennt. Und dabei dropt sie quasi im Vorbeigehen Erkenntnisse mit Tiefe, so zum Beispiel, dass reines Vergnügen selten an innere Erfüllung gekoppelt ist („After All This Time“), oder dass Treue wohl vergebener Fehler bedarf („Charlotte Street“). Chapeau!

„Smalltown Stories“ ist das rundum gelungene Produkt aus Musikalität, Professionalität und Integrität und zeigt, dass die Bezeichnung „ungekünstelter Pop“ zwar wie ein Paradoxon klingt, aber keine Unmöglichkeit ist. Da kommt sicher noch mehr – ich freue mich drauf.

Künstlerin: Philippa Kinsky
Album: Smalltown Stories
Label: Purple Lemon Records (Euphorie)
VÖ: 26.07.2024