The Tips – Live in Düsseldorf (10.06.2016)
Es ist heute echt nicht mein Tag. Freitagabend, das Wetter ist, wie eigentlich seit Wochen, eher suboptimal und meine Terminplanung wird durch einen stressigen Tag völlig zerschossen. Vielleicht, so hoffe ich, können mich The Tips ja ein wenig aufheitern.
Die Düsseldorfer Ska-/Punk-/Reggae-Band spielt heute mit zwei weiteren Bands im „Vier Linden“, einem in der Nähe der Mitsubishi Electric Halle gelegenem Biergarten. Hier gibt es in den Sommermonaten immer Open Air-Kino mit der Möglichkeit, zu grillen und ein paar Kaltgetränke zu konsumieren sowie ein dezentes Kulturprogramm mit einer handvoll kleinerer Konzerte. Gibt schlechtere Plätze in Düsseldorf. Durch meine planerische Meisterleistung am frühen Abend, verpassen wir leider die britische Ska-Band The Hostiles, die ich tatsächlich gerne gesehen hätte und die ich ehrlich gesagt auch bei meiner Planung eher als zweite Band verortet hätte.
Wer auch immer The Heisenberg FX mit auf das Konzert gebucht hat, mir hat er damit keinen Gefallen getan. Nichts gegen die Jungs, die sind bestimmt voll nett. Auch musikalisch bzw. spielerisch war das schon in Ordnung. Ich komme ja auch aus den 1990er-Jahren und kann diese Mischung aus Schweine-Rock und allerlei anderen Musikstilen schon nachvollziehen. Aber alter Schwede (wenn Du das liest, nicht böse sein) ging mir der Sänger auf den Zeiger. Wenn ich für jedes „geil“ einen Euro bekommen hätte („geiles Publikum“, „geiler Sound“, „Ey, jetzt mal einen Applaus für die geilen Soundmenschen“), ich wäre als reicher Mann nach Hause gefahren. Spätestens beim etwas ruhigeren Song, der „out of line“ ist, wird es für mich echt richtig anstrengend. Also Bier gekauft, in den hinteren Volksgarten spaziert und entspannt aus weiterer Entfernung zugehört, wie nun darüber diskutiert wird, ob der Sänger seine Kappe („geil“) an- oder ausziehen soll – nee, das wird heute nichts mit mir und den Heisenbergs. Klar, dass man mir an der Theke ausversehen ein alkoholfreies Bier in die Hand gedrückt hat. Passt irgendwie.
The Tips lassen sich dann neben der Bühne stehend erstmal 25 Minuten Zeit. Jungs, ich bin alt… ich muss ins Bett. So etwas verstehe ich als Musiker, der ich bin, einfach nicht. Aber gut, muss jeder selber wissen. Als die Band dann allerding anfängt, bin ich erstmal positiv überrascht. Sound gut, Spielfreude gut, Songs live etwas besser, als auf Platte, und ein Publikum in Tanzlaune. Das machen die drei ganz gut. Mich erinnert es stellenweise an alte Sublime, was mir ein wohliges Gefühl gibt. Das kann man schon so machen. Auch die „Single“ „Birds In Trees“ bekommt live einen etwas anderen Touch und gefällt mir gut. Und so kann mich das Trio gegen Ende des Abends doch noch mit dem eher verkackten Tag versöhnen. Zumindest ein bisschen, denn trotzallem schaffe ich es am Ende nicht, bis zum Schluss vor Ort zu bleiben. Samstag klingelt um 7 Uhr morgens der Wecker. Und das imaginäre Ticken der Uhr lässt mich mit zunehmender Spieldauer doch etwas ungeduldig werden.
Video: The Tips – „Birds In Trees“