The Jeremy Days – Bonn, Harmonie (09.11.2024)
Wie gut Songs wirklich sind, zeigt sich erst dann, wenn sie in ihrer Stripped-down-Version gespielt werden. Auch, wenn es diesen ultimativen Beweis bei den Jeremy Days nie brauchte: Die Hamburger Indiepopper haben ihn als Unplugged-Trio in der Bonner Harmonie in eindrucksvoller Manier erbracht.
Im exklusiven Crazewire-Interview diesen Sommer hatte J’Days-Sänger und Band-Mastermind Dirk Darmstaedter bereits angekündigt, was das Publikum im sehr gut besuchten, 500 Fans-fassenden feinen Konzertclub im Stadtteil Endenich erwarten würde: Hits, Deep Cuts, B-Sides und Hidden Gems aus der gesamten Jeremy-Days-Historie stehen auf der formidablen Setlist, die keine Wünsche offenlässt.
Intime Arrangements
„My House“ vom Longplayer „Punk By Numbers“, „Sylvia Suddenly“, „Clouds Of Maine“ und „What The Wind’s Blowin‘ Round“ vom zweiten J’Days-Album „Circushead“ sowie „Loved“ und „It Is The Time“ von „Speakeasy“: Sie alle kommen in intimeren und atmosphärisch dennoch dichten Arrangements daher.
Dafür sorgt allem voran der grandiose Gitarrist Jörn Heilbut, der mit dem Sound seiner Saiten jeden Konzertsaal dieser Welt ganz allein ausfüllen kann. Gemeinsam mit dem sympathischen Drummer und Percussionist Stefan Rager schafft er den akustischen musikalischen Rahmen für Dirk Darmstaedters gefühlvollen Gesangsvortrag, der nach wie vor einen bemerkenswert jugendlichen Charme versprüht.
Launige Anekdoten
Zwischen den Songs gibt der Bandleader immer wieder launige Anekdoten aus der J’Days-Geschichte zum Besten: Wie sie ihren Manager Alexander von Oswald einst mehr oder weniger dazu zwangen, in Darmstaedters 67‘er Opel Coupé um den Hamburger Fischmarkt sausend ihre Demokassette anzuhören.
Oder wie der Sänger mit einem Tränchen im Auge auf seinem Sony-Walkman mit den orangefarbenen Kopfhörern dem ersten professionell gemixten Track seiner Band lauschte. Nicht zu vergessen, wie die Jeremy Days David Briggs, den legendären amerikanischen Produzenten unter anderem von Neil Young, für die Arbeit an ihrer eigenen Platte einfach mal so verschmähten.
Wahrhafter Schatz
Vom aktuellen Album „Beauty In Broken“, das im Jahr 2022 erschienen ist, präsentieren die J’Days den Titelsong sowie „For The Lovers“ und „The Deep Dark Night“. Und den künstlerischen Kreis zu den Anfangstagen der hanseatischen Indiepop-Ikonen schließen „This World“, „Starting To Pretend“, „That’s What I Call Love“ und selbstverständlich die Pop-Perle und ihr Signature-Song schlechthin „Brand New Toy“, die allesamt von der grandiosen selbstbetitelten Debüt-LP aus dem Jahr 1988 stammen.
Als Schluss-Track des wundervollen Abends hebt die Band mit „Raintree Country“ für ihre begeisterten Fans, die aus ganz Deutschland in die ehemalige Bundeshauptstadt gereist sind und unter die sich sogar auch ein paar junge Gesichter gemischt haben, dann noch einen wahrhaftigen Schatz.
Dezember-Überraschung
Neben ein paar erfreulichen Talern, die mit den Auftritten in die Bandkasse gespült werden, sollen diese intimen Unplugged-Abende das musikalische Facettenreichtum der Jeremy Days in Full-Band-Version (zu der noch der in Los Angeles lebende Keyboarder Louis Oberländer sowie Bassist Stefan „Eddy“ Endrigkeit gehören) ergänzen, wie ein vom Harmonie-Gig glückseliger Dirk Darmstaedter mir im persönlichen Gespräch nach der Show noch mit auf den Nachhauseweg gibt.
Laut Tourneeplan war der Auftritt in Bonn eigentlich als der krönende Höhepunkt der Mini-Konzertreihe durch sechs Städte angedacht. Allerdings kündigte der J’Days-Sänger Anfang November im offiziellen Band-Newsletter „noch eine ganz, ganz besondere Veranstaltung im Dezember“ an – wir sind gespannt, um welche es sich dabei handelt und werden ganz sicher darüber berichten. Stay tuned!