Bad Astronaut – Untethered

Joey Cape, hauptberuflich Frontmann der Fat Wreck-Institution Lagwagon, ist nicht nur einer der sympathischsten Köpfe des Cali-Core-Kosmos, sondern auch einer seiner umtriebigsten.

Neben der Funktion als Songwriter und Sänger in seiner Hauptband, ist er als Gitarrist steter Gast im Allstar-Team von Me First And The Gimme Gimmes, gründete die kurzlebigen Afterburner und The Playing Favorites und veröffentlichte seit der Jahrtausendwende Alben mit Bad Astronaut, seinem eigentlichen Lagwagon-Sideproject, das ihm und seinen immerhin sechs Bandmates die Möglichkeit bot, auch mal ein wenig abseits der üblichen Skatepunk-Weiden zu grasen.

Mit dem Freitod seines Freundes und Drummers Derrick Plourde hatte Cape das Kapitel Bad Astronaut 2006 nach drei Alben für beendet erklärt und sich abseits von Lagwagon seither verstärkt der akustischen Musik gewidmet. Solo, in der Folk-Allianz Scorpios (u.a. mit Jon Snodgrass) oder mit dem 2012 verstorbenen No Use For A Name-Frontmann Tony Sly brachte er in den letzten beiden Dekaden gut zwei Handvoll abwechslungsreicher Singer-Songwriter-Alben heraus.

Mit dem ersten Bad Astronaut-Release seit 18 Jahren schließen sich nun Kreise. „Untethered“ enthält ausschließlich Songs ihrer drei bisherigen Alben, die aber allesamt in einer rein akustischen Stripped down-Version neu interpretiert werden. Capes markanter knödeliger Gesang wird nur von Akustik-Gitarre, Klavier und Cello begleitet, was dem gesamten Album eine wunderbar entschleunigte, manchmal regelrecht melancholische Grundstimmung verleiht.

Ich bin Lagwagon-Fan der ersten Stunde (naja, oder zumindest seit „nach der großen Pause“ da) und liebe Capes akustische Outputs. Mit Bad Astronaut-Songs bin ich dagegen nie so recht warm geworden und hab sie, von Ausnahmen abgesehen, immer für verschleppte, um nicht zu sagen verkappte Lagwagon-Songs gehalten. Hier präsentieren sich aber nicht nur besagte Ausnahmen wie „Grey Suits“, „These Days“ oder „Logan’s Run“ in einem außergewöhnlichen Gewand, sondern das ganze Album erhält durch die reduzierte Instrumentierung und die fließenden Übergänge zwischen den neun Songs einen heimeligen Sessions-Charakter, der super in die dunkle Zeit passt.

„Unethered“ ist irgendwo zwischen „für Fans“ und „für Neugierige“ sicher kein Must have. Hat man einen Bezug zu Capes Verständnis von Musik und seinen Texten, sollte man dem Album aber tentativ ein paar Durchläufe gönnen.

Band: Bad Astronaut
Album: Untethered
VÖ: 08.11.2024
Label: Fat Wreck Chords