Soul Asylum – Zakk, Düsseldorf (09.02.2025)

Das Zakk in Düsseldorf überrascht immer wieder mit ganz tollem Booking. Dass eine Band wie Soul Asylum ihr einziges NRW-Konzert in der Landeshauptstadt spielen, zeigt den Stellenwert, den dieser ganz wunderbare Club hat.

Welchen Stellenwert Soul Asylum mittlerweile in Deutschland haben, sieht man am eher spärlich besuchten Konzert. Was zum einen ein wenig verwundert, dürfte die Band um Sänger Dave Pirner mit „Runaway Train“ einen der ganz großen Songs der 1990er-Jahre geschrieben haben. Zum anderen aber auch daran liegen wird, dass die Band seit ihren beiden Platin-Alben „Grave Dancers Union“ (1992) und „Let Your Dim Light Shine“ (1995) keinerlei Relevanz erzeugen konnten.

Den Abend eröffnen dürfen aber die noch sehr jungen Crimson Bloom. Auch das mag ich am Zakk so gerne. Einfach mal den regionalen Nachwuchs vor eine renommierte Ami-Band packen. Die vier Musiker machen ihren Job dann auch mehr als ordentlich. Musikalisch ziemlich tight und spielerisch wahnsinnig gut. Während das Publikum der Band einen richtig guten Empfang bereitet, finde ich das ehrlicherweise nur mäßig spannend, was aber nichts an der außerordentlich guten Bühnenpräsenz von Crimson Bloom ändert. Von daher sei hier noch schnell auf die erste Single der Band hingewiesen. „Instant Love“ heißt sie und ist Ende Dezember 2024 erschienen.

Soul Asylum

Soul Asylum kommen um Punkt 21 Uhr zu einem Intro aus amerikanischen TV-Serien unter tosendem Applaus der vielleicht 400 Zuschauer auf die Bühne. Der Opener „The Only Thing I´m Missing“ funktioniert super, zumal mit „Somebody To Shove“ direkt einer der (meiner Meinung nach) besten Songs der Band folgt. Schlauer Move, der die Stimmung direkt eskalieren lässt. Okay, Eskalation ist hier vielleicht etwas hochgegriffen. Aber, und das ist das wirklich schöne an diesem Abend, das Publikum hat richtig Bock. Es werden auch die neuen Songs mitgesungen und zu den alten Liedern wird sogar getanzt. Ich finde das alles super.

Ein Soul Asylum-Konzert in den Hamburger Docks war 1994 mein erstes Konzert überhaupt. Im Vorprogramm Eugenius (eine Knallerband, bestehend aus Mitgliedern der BMX Bandits und Teenage Fanclub) und ein rappelvoller Evan Dando mit seinen Lemonheads. Ich weiß noch, dass Dando dann irgendwann von der Bühne gefallen ist und das Soul Asylum den Club auf der Reeperbahn einmal komplett auf links drehten.

30 Jahre später ist Sänger und Gitarrist Pirner das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Und es wirkt an manchen Stellen so, als ob die Zeit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. Die ganz hohen Töne trifft er nicht mehr so richtig und das „Stage Acting“ (inklusive der ein oder anderen Interaktion mit seinen Mitmusikern) wirkt doch sehr einstudiert. Da hilft es natürlich, dass die Backingband wahnsinnig gut ist. Vor allem Gitarrist Ryan Smith (immerhin seit 2016 dabei) ist ein extrem agiler und immer wieder vor sich hin hüpfender Aktivposten, dem man ansieht, dass er einfach Bock hat, auf der Bühne zu stehen.

Soul Asylum

Die Band spielt sich durch ein 90-minütiges Set mit Schwerpunkt auf ihr Durchbruchsalbum „Grave Dancers Union“. Und klar, „Without A Trace“, „Black Gold“, „April Fool“ und natürlich „Runaway Train“ lassen dann auch die Fanherzen höherschlagen. Von den neuen Songs ist mir hingegen nur „Freak Accident“ positiv in Erinnerung geblieben – eine typische Soul Asylum-Pop-Hymne. Sehr catchy und auf Platte ganz wundervoll.

Am Ende ist es ein richtig schöner Abend und eine Reise zurück in die 1990er-Jahre, die sich gelohnt hat. Die Magie früherer Tage ist sicherlich weg, aber gut gealtert sind die Songs von Soul Asylum auf jeden Fall. Das ist eine Erkenntnis, die ich mit nach Hause nehme. Genau wie die Frage, ob Pirner eigentlich noch Lust auf das alles hat. So richtig motiviert wirkte er vor allem zu Beginn nicht. Aber hey, immerhin ist er so schlau, dem Publikum ein gutes Konzert zu liefern und seine großen Hits zu spielen. Sein damaliger Wegbegleiter Dando hat das vor Kurzem auf einem ganz anderen Level verbockt.