Shoreline – To Figure Out
Mit ihrem Album „Growth“ veröffentlichten Shoreline 2022 ein Album, das gekonnt Emo und Hardcore mit Punk und Pop mixte. So entstand ein wahnsinnig homogenes, mit vielen kleinen Hits gespicktes Album, dass mit „Meat Free Youth“ auch noch eine richtige Hymne vorweisen konnte. Zwei Jahre später erscheint mit „To Figure Out“ der lang erwartete Nachfolger, der sich vor allem durch seine musikalische Superposition auszeichnet.
Okay, das mit der Superposition sagt zumindest die Bandbio. Ich habe in Physik aber nicht wirklich aufgepasst. Außerdem ist die Schule auch echt lange her. Was allerdings stimmt, die Band erweitert auf „To Figure Out“ ihren musikalischen Rahmen.
Während die erste Single „Needles“ – übrigens eine super Nummer – noch gut zu den gewohnten Pop-Punk-Klängen des Vorgängers passte, spielt ein Song wie „Health“ mit kleinen Disco-Anleihen. Das ist ja seit einigen Jahren in der amerikanischen Emo-Punk-Hardcore-Whatever-Szene ziemlich angesagt. Mich langweilt das mittlerweile aber ein bisschen. Das haben We The Kings und Co. schon lange durchgespielt.
Und so bin ich bereits nach der Hälfte des Albums etwas ratlos. Shoreline machen weiterhin sehr viel sehr gut, aber so richtig mögen die Songs einfach nicht zünden, da können sich die Jungs um Sänger Hansol Seung noch so bemüht in Zeug legen. „Reviver“ zum Beispiel plätschert etwas ziellos vor sich hin, bevor es am Ende doch noch gut zur Sache geht. Ich bleibe dabei, ein Brecher wie das dann folgende „Green Paint“ steht der Band irgendwie besser zu Gesicht. Hansol Seung sagt zur Platte: „To Figure Out“ ist eine Sammlung von Songs, die alle eine gemeinsame Erkenntnis haben: Alles ist ein Prozess. Ich finde es toll, dass die Themen auf dem Album so vielfältig sind – es gibt Songs über meinen Weg meine koreanischen Wurzeln besser zu verstehen, eine Menge politischer Wut und Kommentare zur Klimakrise und einfach nur Liebeslieder.“
So gesehen macht das natürlich alles Sinn und gerade einer jungen Band wie Shoreline, die schon zwei Alben und eine EP veröffentlicht haben, sollte eben dieser Prozess auch zugestanden werden. Dass alternde Hobby-Schreiber da dann nicht alles gut finden müssen, gehört zum Spiel. Und solange Shoreline weiterhin versteckte kleine Hits wie „Pen Name“ oder das oben genannte „Needles“ rausfeuern, ist alles gut.
Übrigens, die Produktion des Albums ist eine kurze Randnotiz wert. Chris Teti, der unter anderem die großartigen Anxious produziert hat, hat hier ebenso seine Finger im Spiel, wie Kris Crummett (Knuckle Puck, Real Friends), der das Ganze gemastert hat. Das klingt schon alles sehr fett.
Band: Shoreline
Album: To Figure Out
VÖ: 23.02.2024
Label: Pure Noise Records