WOULD – Be Okay To Not Be Okay

Im Mai 2023 veröffentlichte die Hamburger Indie-Band Palila mit „Mind My Mind“ ein ganz wunderbares Album, das sich direkt in meiner Top 20 der besten Alben des vergangenen Jahres wiederfand. Wer es noch nicht kennt, unbedingt mal reinhören. Was ich aber trotz der vorhandenen Sympathie der Band gegenüber gar nicht auf dem Schirm hatte, war jedoch, dass Sänger Matthias Schwettmann auch noch ein Soloprojekt hat. Mit WOULD, so der Name dieses Projekts, veröffentlicht er nun sein Debütalbum. Und was soll ich sagen mit „Be Okay To Not Be Okay“ ist richtig gut geworden.

Nur auf den ersten Blick scheint Schwettmann mit WOULD etwas ruhiger und melancholischer vorzugehen, als man es von seiner Hauptband gewohnt ist. Aber der Schein trügt ein bisschen. Denn zum einen finde ich, dass auch den Songs von Palila eine gewissen Traurigkeit innewohnt, zum anderen hätte das rockige „Remember“ im Gegenzug auch auf das oben genannte „Mind My Mind“ gepasst.

Aber egal, denn zumindest bei den Arrangements und der Power der 12 Songs auf „Be Okay To Not Be Okay“ geht Schwettmann einen anderen Weg. Die Stücke sind zum Großteil doch etwas einfacher gehalten. Der Opener „Smile“ gibt diesbezüglich die Richtung vor. Im Stile größerer Singer-/Songwriter beschränkt der Sänger sich hier ganz auf seine Stimme und seine Gitarre. Zwar setzt später auch ein Schlagzeug ein, aber man erkennt, dass Stimme – übrigens ein absolutes Alleinstellungsmerkmal – und Gitarre sehr gut harmonieren. Ziemlicher Hit, wie ich finde. Überhaupt gibt es auf dem Album von WOULD den ein oder anderen richtig guten Song. „Now & Then“, das mit seinem etwas abgehackten Picking an The Shins und die Bands auf Sub Pop Records Anfang der 2000er-Jahre erinnert.

„Would enthält Songs aus unterschiedlichen Stationen in meinem Leben, deren Texte sich teilweise wie Tagebucheinträge lesen lassen. Es geht um Verlustängste, den eigenen Platz im Leben, Trennungen, weitere gute/schlechte Erinnerungen aus der Vergangenheit, aber auch aktuelle (Zukunfts-)Sorgen,“ erzählt Schwettmann in der Bandbio. Worüber man halt so singt, wenn man die 30er stilvoll hinter sich gebracht hat, denkt sich der Rezensent.

Das Schöne an „“Be Okay To Not Be Okay“ ist aber am Ende die unprätentiöse Art, in der die Stücke dargeboten werden. Hier wird das Rad eben nicht neu erfunden, hier wird auch nicht auf irgendeine Zielgruppe oder hohe Verkaufszahlen geschielt. Hier schreibt jemand Songs, weil er eben gerne Songs schreibt und möchte, dass sie bestenfalls irgendjemand hört. Ein Ansatz, den ich kenne, schätze und in der hier dargebotenen Konsequenz auch total super finde. Im direkten Vergleich zur neuen J. Mascis-Platte weiß ich zumindest, welches Album ich in nächster Zeit häufiger höre.

Künstler*in: WOULD
Album: Be Okay To Not Be Okay
Label: DevilDuck Records
VÖ: 23.02.2024