J. Mascis – What Do We Do Now

J. Mascis gehört für mich zu den wichtigsten Musikern der vergangenen 40 Jahre. Nicht, weil alle seine Solo-Alben oder die Alben mit Dinosaur Jr. so außergewöhnlich wären. Nein, sein musikalischer Ansatz, seine Stimme und natürlich sein Gitarrenspiel sind schlicht einzigartig. Dass er darüber hinaus auf jedes seiner Alben mindestens drei absolute Hits packt, zeigen darüber hinaus, dass er ein wahnsinnig guter Songwriter ist. Mit „What Do We Do Now“ veröffentlicht J. Mascis jetzt auf Sub Pop Records sein fünftes Solo-Studioalbum.

Mit “Can´t Believe We Are Here” startet Mascis direkt ziemlich famos. Der Song hat ein schönes Tempo, Akustik- und Sologitarre liegen perfekt im Gleichgewicht und die wie immer etwas jammernde Stimme des Dinosaur Jr.-Kopfs passt toll zum allgemeinen Arrangement. Da ist er, einer dieser absoluten Hits. Auch der darauf folgende Titeltrack ist super, zeigt er doch fast vier Minuten lang, dass es prinzipiell auch ohne Gitarrensolo geht. Okay, die letzten 30 Sekunden des Songs zeigen dann aber auch, dass es noch cooler mit Gitarrensolo klingt.

Aber es gibt auf „What Do We Do Now“ eben auch die Momente, in denen das ewig lange rum dengeln auf der Gitarre ein wenig unpassend, ja nervig wirkt. Zum Beispiel bei „Right Behind You“, wenn gefühlt die Hälfte des Songs aus einem Gitarrensolo der Art „Hab ich schon auf der Feel The Pain gehört“ besteht. Nicht falsch verstehen, nichts anderes erwarte ich, wenn ich eine Platte mit J. Mascis an der Gitarre auflege. Aber gerade auf diesem doch sehr guten Album fallen gerade diese „klassischen“ Parts ein wenig ab.

Foto: Jeffrey Fowler

Denn insgesamt wird hier vieles richtig gemacht. Ken Mauri, der schon bei Pedro The Lion am Klavier saß und seit einigen Jahren auch bei den B-52s die Tasten bedient, setzt wirklich kluge und ganz wundervolle Akzente und auch Mascis selbst verfolgte diesmal einen ganz anderen Ansatz, als den Solo-Alben zuvor. „Wenn ich für die Band schreibe“, sagt er, „versuche ich immer, an Dinge zu denken, zu denen Lou und Murph passen würden. Für mich selbst denke ich mehr darüber nach, was ich mit einer Akustikgitarre machen kann, selbst bei den Leads. Natürlich habe ich dieses Mal ein komplettes Schlagzeug und elektrische Leads hinzugefügt, obwohl die Rhythmus-Parts immer noch rein akustisch sind. Normalerweise versuche ich, die Solo-Sachen einfacher zu machen, damit ich sie selbst spielen kann, aber ich wollte unbedingt das Schlagzeug hinzufügen. Als ich damit angefangen habe, hat sich alles andere von selbst ergeben. So klang es am Ende viel mehr wie eine Bandplatte. Ich weiß nicht genau, warum ich das gemacht habe, aber es ist einfach so passiert.“

Am Ende steht ein gutes Soloalbum, dem aber durch dieses „Band“-Feeling vielleicht ein wenig die Tiefe fehlt, die er zum Beispiel mit den Streichern auf „Several Shades Of Why“ (2011) kreiert hatte. Aber geschenkt. „What Do We Do Now“ macht jetzt schon Lust auf die nächste Dinosaur Jr.-Platte.

Künstler: J. Mascis
Album: „What Do We Do Now“
Vö: 02.02.2024
Label: Sub Pop Records