Pennywise & Good Riddance – Live in Düsseldorf (24.06.2016)
Pennywise kommen nach Düsseldorf und haben auch noch Good Riddance im Gepäck? Das kann eigentlich nur super werden.
Zuerst muss sich das gut gelaunte Publikum jedoch die russischen Siberian Meat Grinder antun. Okay, ich kannte die Band nicht und hab auch erst bei der Recherche zu diesem Artikel gesehen, dass sie aus dem Umfeld der Moscow Death Brigade und What We Feel kommen. Politisch also schon mal auf der guten Seite, aber musikalisch? Absolute Grütze.
Also noch ein schnelles Bier im Hinterhof des ZAKKs, bevor Good Riddance auf die Bühne kommen. Die Band gibt es, mit kurzer Unterbrechung, seit ziemlich genau 30 Jahren. Und das sieht man den Jungs irgendwie auch an. Zumindest bleibt der Bewegungsradius der Musiker doch arg beschränkt, was nicht so recht zu dem Geballer passen mag, dass da aus den Boxen wummert. Leider ist der Sound nicht wirklich gut, so dass es gegen Ende doch etwas anstrengend wird, dem Ganzen mit Genuss zu folgen. Der Schlussapplaus und die „Zugabe“-Rufe aus dem Publikum zeigen aber, dass Good Riddance hier und heute mehr als nur eine „Vorband“ sind.
Pennywise kommen kurze Zeit später auf die Bühne und machen von Beginn an keine Gefangenen. Sie haben die Songs, sie haben die Spielfreude und sie haben einen dezent besseren Sound. Während Sänger Lindberg immer mal wieder Kontakt zum Publikum in der ersten Reihe oder zu Stagedivern sucht, höre ich von Fletcher gefühlt nach jedem Song irgendwas genuscheltes mit „Motherfucker“. Aber gut, er hat eh nicht den besten Tag, zumindest beschäftigt er sich extrem häufig mit seinem Gitarren-Amp. Bemerkenswert auch, dass Flechter ernsthaft eine kleine Lampe an der Gitarre befestigt hat. Im Alter sieht man das Griffbrett offensichtlich nicht mehr so gut. Hab ich so auch noch nicht gesehen.
Pennywise spielen erfreulicher Weise die ganzen Hits vom 1995er-Album „About Time“ („Same Old Story“, „Peaceful Day“ etc.) – für mich eins der besten Melody-Punk-Alben aller Zeiten. Dazu gibt es in der Mitte des Sets Coverversionen von Bad Religion, Minor Threat und den Beastie Boys (wobei letztere nicht so der Bringer war), bevor es Richtung großes Finale mit „Fuck Authority“, „Stand By Me“ und „Bro Hymn“ geht. Die Stimmung im Publikum ist mittlerweile so großartig, dass gegen Ende (wie eigentlich immer) der ganze Raum mit singt. Ganz große Klasse, sowohl die Performance der Band, als auch des Publikums.
Apropos Performance. Mein Lieblingsmoment ist ja der, als ein etwas älterer, etwas korpulenterer Mann auf die Bühne steigt (mit Hilfe des Gitarrentechnikers) und dann von selbiger runter springt. Sah nicht zwingend ästhetisch aus und ich hoffe er hat sich dabei nicht weh getan. Aber DAS ist soviel mehr Punkrock, als die ganzen Idioten die ihre vollen Bierbecher gezielt in die Menge schmeißen. Das ist kein Punk, das ist dämlich. In diesem Sinne…
Video: Pennywise – „Same Old Story“