Neil Young & Promise of the Real – The Monsanto Years
„I do not trust self serving misinformation coming from corporations and their media trolls. I do not trust politicians who are taking millions from those corporations either. I trust people. So I make my music for people not for candidates.“
Immobilien-Unternehmer Donald Trump gibt seine Präsidentschaftskandidatur bekannt und hinterlegt seine Rede mit „Keep on Rockin in the Free World“ von Neil Young. Klar, dass der „Godfather of Grunge“ das nicht einfach so im Raume stehen lassen kann. Mit der oben zitierten Aussage stellt der kanadische Musiker ziemlich eindeutig klar, was er von Trump und Co. hält. Sollen dessen Söhne sich doch selbst disqualifizieren, in dem sie in Afrika auf Elefanten schießen. Young selbst hat Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel die Welt retten.
„Every year he buys those patented seeds. Poison ready. They are what the corporation needs – Monsanto, Monsanto.
Their own child is grown ill. Near the poisoned crop. While they work on, they can´t find an easy way to stop – Monsanto Monsanto. („Monsanto Years“)
Es ist löblich, dass Neil Young seine Popularität dazu nutzen möchte, auf Probleme in Ökologie und Umwelt hinzuweisen. Meiner Meinung nach tun das viel zu wenig populäre Musiker. Häufig geht es eben doch eher um den eigenen Vorteil des Künstlers (man denke nur an die Diskussion der Vergütung von Streaming-Diensten). Young hat hingegen einen Gegner: Monsanto (auf seiner Internetseite gehört auch Starbucks zur Achse des Bösen, Anm. d. Red.). Dieser amerikanische Konzern setzt seit den 1990er-Jahren Biotechnologien zur Erzeugung gentechnisch veränderter Feldfrüchte ein, was ihnen einen Jahresumsatz von ca. 12 Milliarden US-Dollar einbringt. Lobbyarbeit, Geschäftsverhalten gegenüber Kleinbauern und der Verdacht, wissenschaftliche Arbeiten zu fälschen werfen (gelinde gesagt) kein sonderlich gutes Licht auf den Konzern. Es schadet also nicht, wenn man sich im Allgemeinen mal etwas genauer mit der Lebensmittelindustrie beschäftigt.
Leider klingen manche Texte so, als ob Young sie zwischen Taxifahrt zum Flughafen und letzten Bio-Kaffee vorm Abflug geschrieben hätte. Ein bisschen mehr Tiefe wäre sicherlich förderlich gewesen. Vielleicht ist es aber die Einfachheit, die den Hörer erreichen kann/soll. Ich bin mir da etwas unsicher und traue seinem Publikum eigentlich mehr zu.
Musikalisch ist das alles grundsolide. An alte Hits kommt er mit den neuen Songs natürlich nicht heran. Aber es ist stellenweise doch recht energiegeladen und rockt nach vorne. Man hat in den vergangenen 20 Jahren auch schon schwächere Songs von ihm gehört. Die Backingband Promise oft he Real erfüllt den ihr zugewiesenen Job solide, aber unaufgeregt. Das Quintett um die beiden Söhne von Country-Legende Willie Nelson durfte zum ersten Mal mit Young im Studio arbeiten, was viele alte Fans sicherlich verwundert – schließlich hat Young mit der Crazy Horse Band eigentlich eine angestammte sehr gute Backing-Band in der Hinterhand.
Video: Neil Young – „A Rock Star Bucks A Coffee Shop“