Love A & Leto. – Gebäude 9 (06.10.2023)
Also Love A im August 2022 ihr aktuelles Album „Meisenstaat“ veröffentlichten, war Covid-19 zwar schon halbwegs vorbei, aber das richtige Touren war für die Band aus den verschiedensten Gründen trotzdem nicht möglich. So war gar nicht klar, wie wohl die verspäteten Konzerte laufen würden. Aber sollte es wirklich Bedenken gegeben haben, spätestens die euphorischen Reaktionen in Berlin vor einigen Wochen oder beim diesjährigen Angst Macht Keinen Lärm-Festival bewiesen, dass Love A immer noch zu den großen deutschsprachigen Post-Punk-Bands gehört.
Und so war auch das Kölner Gebäude 9 seit einiger Zeit ausverkauft. Das (mittlerweile nicht mehr ganz so) frisch renovierte Gebäude gehört immer noch zu meinen liebsten Live-Clubs in Köln und so kam ich mit großer Vorfreude pünktlich in der Domstadt an. Nachdem ich gefühlt 100 Menschen „Hallo“ gesagt habe, geht es auch schon mit LETO aus Hamburg los. Die sympathischen Jungs veröffentlichen am 17.11.2023 ihr mittlerweile drittes Album „Leben und tot“ (Rookie Records). Spielerisch versiert und voller Spielfreude spielen sich LETO durch ihre 30 Minuten. Die beiden Vorab-Singles „Ostfriesland“ und „Der tote Baron“ machen auf jeden Fall schon mal Bock auf das neue Werk der Hanseaten.
Als Freund der Band vergesse ich manchmal, wie unfassbar gut Love A eigentlich sind. Auf dem Weg nach Köln habe ich mich noch mal durch die „Hits“ der Band gehört und dabei das ein ums andere Mal gedacht, wie stark Songs wie „Windmühlen“, „Too Doof to Fuck“ und „100.000 Stühle leer“ sind. Natürlich werden die drei Stücke auch während des Konzerts gespielt und nicht nur von mir abgefeiert. Aber auch bei „Entweder“ und „Trümmer“ gibt es im vorderen Drittel der Halle ordentlich Bewegung. Mechenbier, der auf dem Hinweg mal wieder mit der Deutschen Bahn zu kämpfen hatte und erst kurz vor Einlass im Gebäude 9 ankam, merkt man die Strapazen nicht an. Gut gelaunt quatscht er sich durch die Pausen und freut sich über die wohlwollenden Publikumsreaktionen.
Zum Schluss dann „Brennt alles nieder“, das von 450 Kehlen mitgesungen wird. An Tagen, an denen die AFD zweitstärkste Kraft in Bayern und Hessen wird und die Freien Wähler in Bayern trotz Antisemitismus-Diskussion noch zwei Prozentpunkte zulegen können, bleibt einem das „Fickt das System“ irgendwie im Halse stecken. Man sehnt sich zwei Tage nach dem Abend in Köln einfach wieder zurück in die (fast) heile Welt eines Love A-Konzerts.
Fotos: Jens Meyer Konzertfotografie (Danke Dir!)