Kraftwerk – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (14.12.2025)

Düsseldorfs Söhne und Legenden Kraftwerk, Wegbereiter aller elektronischen Musik wie des Sample-basierten Hip-Hops und des Technos, versetzen ihre Heimatstadt mit einer über zweistündigen Bühnen-Performance in Entzücken.

Dafür benötigt Ralf Hütter, der die Electronic-Formation 1970 gemeinsam mit dem vor fünf Jahren verstorbenen Florian Schneider gründete, auch auf der aktuellen „Multimedia Tour“ seiner Band einmal mehr keine neuen Tracks. Die Beschränkung auf das Verwalten des musikalischen Erbes seiner Gruppe reicht dem Kraftwerk-Mastermind, an dessen Seite seit 1991 Henning Schmitz, Falk Grieffenhagen (2012) und Georg Bongarts (2023) stehen, völlig aus, um die eingefleischte Fangemeinde, unter die sich am heutigen Abend wieder einige junge Gesichter gemischt haben, glückselig zu stimmen.

Pure Poesie
Und so feiern 7.500 bestens aufgelegte Fans in der ausverkauften Mitsubishi Electric Halle die Songs und zeitlosen Klassiker des schier unerschöpflichen Kraftwerk-Katalogs wie „Nummern“, „Computerwelt“, „Spacelab“ (bei dem via Videoscreen eine fliegende Untertasse auf die Fernsehturm- und Gehry-Bauten-Skyline der Landeshauptstadt NRWs zuschwebt, um schließlich vor der Konzertlocation zu landen), „The Man-Machine“, „Autobahn“, „Das Model“, „Computer Liebe“ und als krönende Zugabe natürlich „Die Roboter“.

Mein persönliches Highlight der unterhaltsamen Shownacht ist das swingende „Ätherwellen“, das mich immer wieder allem voran aufgrund seiner so klangvollen Lyrics in den Bann zieht. Pure Poesie, verfasst vom sympathischen Musiker und Beuys-Meisterschüler Emil Schult, der 1975 als Bestandteil des Kraftwerk-Kollektivs das Meisterwerk „Radio-Aktivität“ mit erschuf und darüber hinaus für die Kreation des Album-Artworks verantwortlich zeichnete.

Weihnachts-Surprise
Zwei kleinere musikalische Überraschungen hält der heutige Auftritt dann auch noch bereit: Zum einen ein Cover des Film-Scores „Merry Christmas, Mr. Lawrence“, eine wundervolle Hommage an den 2023 verstorbenen Komponisten und nach Ralf Hütters eigenem, wertschätzenden Bekunden „Für-immer-Freund“ Ryūichi Sakamoto, zum anderen den bislang unreleasten Kraftwerk-Song „Tango“, der allerdings bereits in den Neunziger-Jahren erstmals im Live-Repertoire der Band auftauchte.

Apropos live: Was hier und heute eher vom Tonband kommt und was tatsächlich live dargeboten wird, spielt keinerlei Rolle. Zu bedeutend wiegt der musikalische Nachlass der deutschen Elektro-Pioniere, die im Jahr 2021 in die Rock & Roll Hall Of Fame aufgenommen wurden, für die ganze Musikwelt. Und selbst wenn Kraftwerk ihren Liedern auf jeder Tournee keinen zeitgeistlichen, freshen Stempel mehr aufdrücken würden, so wie sie es auch in Düsseldorf wieder tun: Die Musik der Mensch-Maschine bliebe so oder so bis in alle Ewigkeit relevant.

Concert Images by Sven Klein