Herrenmagazin – Sippenhaft
Mit ihrem neuen Album „Sippenhaft“ machen es uns Herrenmagazin nicht so richtig einfach. Die gewohnten Knallersongs werden immer häufiger gegen seichte Popmusik getauscht.
Bereits beim Vorgängeralbum „Das Ergebnis wäre Stille“ war ich mir nicht ganz sicher, wie ich mit den kleinen Veränderungen klar kommen sollte. Die frühen, offensichtlichen Hits wie „lnbrg“ („Atzelgift“) oder „In den dunkelsten Stunden“ („Das wird alles einmal Dir gehören“) fehlten. Den Songs fehlte immer häufiger das gewisse „Extra“, das Herrenmagazin ausgemacht hatte. Allerdings wuchsen Songs wie „Regen“ oder „In toten Hügeln“ mit der Zeit und machten aus „Das Ergebnis wäre Stille“ schlussendlich doch noch ein Knaller-Album.
„Sippenhaft“ ist auf den ersten Blick ähnlich enttäuschend. Zwar startet das Album mit der ersten Single „Ehrenwort“ und dem etwas später folgenden „Alles so bekannt“ ziemlich furios (bzw. grandios), spätestens mit dem Titelstück wird es dann jedoch sehr kopflastig. Kopflastig im Sinne von anstrengend.
„Was habe ich mir nur vorgemacht? Als Ich vom freien Leben sprach. Denn bei jedem kleinen Schritt, beurteilst Du die Dinge mit.“ singt Deniz und meint damit unter anderem die sozialen Netzwerke und Verstrickungen die uns beeinflussen.
Nachdenklich sind sie geworden. Der jugendliche Leichtsinn ist verloren gegangen und ist zu einem erwachsenes reflektieren geworden. Klar, man ist keine 23 mehr. Und trotzdem mag ich das allzu seichte Element des Albums nicht. Glücklicherweise besteht „Sippenhaft“ nicht ausschließlich daraus. Es besteht auch aus schlauen Texten, schönen Arrangements und der gewohnten Liebe zum Detail. Die Jungs leben diese Band, das sagt Deniz nicht nur im Interview, nein man kann es spüren, wenn man diesem Album mehr als nur einen oberflächlichen Hördurchgang gönnt.
Und trotzdem bin ich hin und hergerissen. Wie so oft, will der geneigte Fan keine Veränderung. Er will die Hits, den Schweiß, die wütende Schönheit…
… der Musiker in mir will etwas anderes. Der will, das die Band glücklich ist, mit dem was sie da macht. Und wenn man Deniz über die Musik reden hört, oder die Band auf der Bühne erlebt, dann weiß man, dass sie mit sich im Reinen sind (ich hoffe es zumindest). Und dann darf auch mal ein schwacher neuer Song („Zwischen den Tälern“) dabei sein. Vielleicht wächst er ja mit Zeit, wäre nicht das erste Mal.
Video: Herrenmagazin – „Ehrenwort“