Franz Ferdinand – Die Kantine, Köln (28.02.2025)
Karneval in Kölle: Ausgelassene Stimmung ist da Ehrensache. Die prasselt sodann im Musikclub Die Kantine auch wie eine Wagenladung Kamelle auf die Glasgower Artrocker Franz Ferdinand ein – und die Schotten danken es dem jecken Indie-Publikum mit einem Auftritt der Marke „A Night To Remember“.
Buntes Konfetti fliegt durch die Luft, das Kölsch fließt und 1.000 Konzertbesuchende in der förmlich aus allen Nähten platzenden Location im Kölner Norden feiern das Leben. Schon beim zweiten Song des Abends „No You Girls“ von ihrem dritten Longplayer „Tonight: Franz Ferdinand“ aus dem Jahr 2009 springen die Fans auf dem Indie-Dancefloor auf und ab – und das wird sich auch in den folgenden knapp zwei Stunden nicht mehr grundlegend ändern.
Keine Atempause
Sänger Alex Kapranos, Schlagzeugerin Audrey Tait, Gitarrist Dino Bardot, Keyboarder Julian Corrie und Kapranos‘ einzig verbliebener Bandmitgründer-Kollege Robert „Bob“ Hardy am Bass feuern für ihre Fans ein zwanzig Songs umfassendes wie umwerfendes Set an Hits ihres Bandkatalogs ab, das so gut wie keine Atempause kennt.

Franz-Ferdinand-Sänger Alex Kapranos (Sven Klein)
Bemerkenswert: Gleich neun Lieder – und damit fast die Hälfte des Auftritts, stammen von ihrem aktuellen Album „The Human Fear“, das in diesem Jahr erschienen ist. Seine vom Post-Punk und New Wave beeinflussten, angenehm fresh daherkommenden Tracks wie das unverschämt melodische „Audacious“, die Groover „Build It Up“ und „Night Or Day“, das balladesque „Everydaydreamer“ sowie das hellenisch anmutende „Black Eyelashes“ reihen sich dabei nahtlos ein in die Riege der Überhits Franz Ferdinands, die in ihrer Karriere bislang gut 15 Millionen Tonträger verkauft haben.
Und auch, wenn „The Human Fear“ ihr thematisch bislang dunkelstes Werk ist und tiefsitzende menschliche Ängste sowie Gefühle wie Isolation, Leidenschaft, Paranoia und Sehnsüchte behandelt, tut dies der ausgelassenen Stimmung keinerlei Abbruch.
„We’re Gonna Burn This City“
Komplett eskaliert das Kölner Publikum an diesem Showabend erstmals bei „The Dark Of The Matinée“ vom selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2004, nur wenige Momente später dann bei „Do You Want To“, der Leadsingle von der zweiten Platte „You Could Have It So Much Better“ (2005). Frontmann Alex Kapranos dankt es der verzückten Anhängerschaft, indem er nicht zum letzten Mal in dieser Nacht die im Club vorherrschende Energie und ihre Vibes lobt.
„Take Me Out“ mit seinen für die 2001 von vier Kunstschülern gegründeten Gruppe so charakteristischen Tempowechseln und ebenfalls vom bahnbrechenden Erstlingswerk stammend, bringt den kölschen Kantinen-Dancefloor schier zum Beben, als eintausend Menschen auf ihm springen. Dass Bandleader Kapranos – Sohn einer englischen Mutter und eines griechischen Vaters – und die tobende Menge im Saal längst eins geworden sind, zeigt sich spätestens beim die Show beschließenden Track „This Fire“.
Behutsam in flüsternden Worten choreografiert Alex Kapranos während des Songs die Indie-Gefolgschaft, sich geordnet auf den Fußboden zu hocken, um ihr dann wenige Töne später mit seinem Bariton ein finales „This Fire Is Out Of Control – We‘re Gonna Burn This City, Burn This City!“ entgegenzuschreien und die Masse aufspringen und ausflippen zu lassen. Ein allerletztes Mal hüpft das Publikum kreischend in die Höhe, streckt seine Arme gen Himmel und lässt Konfetti regnen – was für ein geiler Abend. Kölle Alaaf!
Setlist
Build It Up
No You Girls
Night Or Day
Walk Away
The Doctor
The Dark Of The Matinée
Everydaydreamer
Do You Want To
Bar Lonely
The Fallen
Black Eyelashes
Love Illumination
Ulysses
Take Me Out
Hooked
Outsiders
Audacious
Michael
The Birds
This Fire