EMF & Collapsed Lung – Live in London (16.12.2017)
Ja, ich bin Fan. So richtiger Fan. Ich fliege nach London, nur um diese eine Band live zu sehen, ich treff mich mit anderen Fans aus ganz Europa, um vor dem Konzert noch 3 bis 4 Pints zu trinken und freu mich wie ein Schneekönig darüber am Ende noch ein paar Takte mit den Musikern der Band zu quatschen, die ich seit nun mehr 25 Jahren abfeiere. EMF sind für mich neben Pearl Jam, Brandtson und Eric´s Trip die beste Band der Welt. So einfach ist das.
In diesem Jahr spielen EMF in einem relativ neuen Club in einem der angesagteren Viertel in London. Oben Hipster-Essen, unten Indie-Club. 350 Leute passen rein, knappe 300 sind gekommen. Bei Ticketpreisen von umgerechnet 20 Euro hatte ich mit einem ausverkauften Venue gerechnet. Aber egal. Leidtragende sind Collapsed Lung, die zumindest zu Beginn noch vor recht luftigem Club spielen. Die Band aus der Nähe von London hatte in den 1990er-Jahren einen kleinen Hit namens „Eat My Goal“, der es damals auch bis in die alternativen Discos nach Deutschland geschafft hatte.
Ganz ehrlich, ich hab den Spaß meines Lebens. Collapsed Lung sind der perfekte Opener, sind sau sympathisch, 1990er-Jahre wie es kaum besser geht und darüber hinaus haben die Jungs ganz offensichtlich Bock auf den Abend. Ich grinse mich durch ihr Set, freue mich über „Eat My Goal“ und bin mir schon während des Konzerts sicher, dass ich deren 2018 erscheinende neue Album auf jeden Fall haben möchte. Super Einstieg in den Abend.
EMF hatten auch mal einen kleinen Hit. Der heißt „Unbelievable“ und hat 1990/1991 den Einstieg in so ziemlich jede Top 20 der Welt geschafft. Aber eigentlich liebt man diese Band ja wegen ihres zweiten Albums „Stigma“ (1992), das zwar kein Mensch kennt, mega gefloppt ist, aber trotzdem absolut brillant ist.
EMF starten mit „Children“, dem Opener ihres Erfolgsalbums „Schubert Dip“ und sofort werden zwei Sachen klar. Zum einen haben die Anwesenden alle tierisch Bock auf den Abend und zum anderen haben hippe Clubs in London einfach einen geilen Sound. Der ist nämlich wirklich vom ersten Ton an super. Die Band um Sänger James Atkin ist gut aufgelegt, freut sich sichtlich über die Euphorie im Publikum und haut einen Knaller nach dem nächsten raus. In der Mitte des Sets spielen EMF dann die komplette „Unexplained“ EP am Stück. Nach Eigenaussage zum ersten Mal. „Far From Me“ und „The Same“ sind dann jedoch auch die einzigen beiden Schwachpunkte des Abends, der mit dem The Stooges Cover „Search And Destroy“ richtig Fahrt aufnimmt und mit den beiden großen Hits der Band („Unbelievable“ und „I Belive“) ihren Höhepunkt findet.
Ich stehe derweil mit meiner Dose (!) Bier vor der Bühne und weiß wieder, warum ich diese Band so liebe. Songs super, Performance super und, was sich später im persönlichen Gespräch wieder einmal bestätigt, Menschen in der Band super. Was soll ich sagen, nächstes Jahr fahre ich, sollte die Band wieder irgendwo spielen, auf jeden Fall wieder zu einer Show dieser unglaublich grandiosen Band – sie hat es verdient.
Video: EMF – „Search And Destroy“