Interview: Raylin Joy von The Calamatix
The Calamatix veröffentlichen heute ein unglaublich frisches, aufregendes und zugleich warmes und geschmeidiges Album voller Hits, das in Zusammenarbeit mit der Operation Ivy- und Rancid-Ikone Tim Armstrong entstand und mit einem gelungenen Mix aus Oldschool-Ska, Reggea-Rhythmen, unterschwelligen Punk-Vibes und modernem Pop überzeugt. Ein vollständiges Review dazu gibt’s ab dem 29.09.2024 im kommenden CRAZEWIRE-Fanzine. Frontfrau Raylin Joy nahm sich im Vorfeld der Veröffentlichung die Zeit, Karsten einige Fragen rundum um diesen gelungenen Longplayer zu beantworten.
CRAZEWIRE: Hey Raylin, schön, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Beginnen wir im Jahr 2016, als Du zum ersten Mal als Musikerin in Erscheinung getreten bist. Was hat dich dazu inspiriert, diesen Weg einzuschlagen?
Raylin: Ich habe Musik und Gesang schon immer geliebt. Ich stamme aus einer musikalischen Familie, mein Vater ist beispielsweise Schauspieler und Sänger – es liegt mir also sozusagen im Blut. Als ich aufwuchs, war ich allerdings unglaublich schüchtern und habe ehrlich gesagt nie geglaubt, dass ich den nötigen Mut dazu aufbrächte, obgleich ich es so sehr wollte. 2013 traf ich dann die Entscheidung, es zumindest zu versuchen. Ich wusste, ich würde es immer bereuen, wenn ich das nicht täte. Nachdem ich meinen ersten Song geschrieben und aufgenommen hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Von da an habe ich nicht mehr zurückgeschaut.
CRAZEWIRE: Deine Singles aus dieser Phase unterscheiden sich stilistisch von der Musik der Calamatix. Hattest du vorher eine persönliche Verbindung zu Reggae, Rocksteady oder Ska?
Raylin: Ja, hatte ich! Ich bin in Großbritannien aufgewachsen und habe schon in jungen Jahren 2-tone-Ska gehört. So richtig gepackt hat es mich allerdings erst als Teenager. Zuerst kam Reggae und dann kam Ska. Am meisten liebe ich heute die alten Sachen!
CRAZEWIRE: Wer sind denn, unabhängig von Reggae oder Ska, Deine persönlichen musikalischen Vorbilder?
Raylin: Puh… Ich habe so viele Einflüsse, da ist es schwer, nur einige zu nennen. Als ich jung war, habe ich viel Soul und Jazz gehört. Einer meiner frühesten Einflüsse ist auf jeden Fall Billie Holiday. Und ich bin ein großer Amy Winehouse-Fan. Sie hat übrigens auch mal eine sehr coole Ska-Platte gemacht!
CRAZEWIRE: Für das Calamatix-Debüt hast Du schon vor längerer Zeit die Basis in gemeinsamen Sessions mit Tim Armstrong geschaffen. Wann und wie bist du mit Tim in Kontakt gekommen?
Raylin: Tim und ich haben uns durch gemeinsame Freunde kennengelernt und sofort angefangen, zusammen zu schreiben. Wir haben mit dem Schreiben für die Calamatix-Songs begonnen, noch bevor wir uns überhaupt vorstellen konnten, das für eine vollwertige Band zu tun. Aber die Songs waren so gut – wir mussten einfach eine Band gründen. (lacht)
CRAZEWIRE: Wie muss man sich diese Sessions denn vorstellen? War Tim hauptsächlich für die Musik und du für die Texte zuständig? Tim schwärmt ja von Dir als begnadeter Geschichtenerzählerin. Oder habt ihr euch die Aufgaben geteilt?
Raylin: Tim ist ein großartiger Produzent, und anfangs hat er zusammen mit verschiedenen anderen Produzenten die Musik geschrieben, während ich die Texte verfasst habe. Bei einigen Songs haben wir auch bei den Texten zusammengearbeitet. Als wir dann Adam, Clarence und Matty in die Band holten, haben wir alle gemeinsam geschrieben. Die Jungs sind erstaunliche Talente und ich bin sehr glücklich, an ihrer Seite zu arbeiten!
CRAZEWIRE: Gute Überleitung: Du bist zweifelsohne das Gesicht der Band. Es sind deine Stimme, deine Songs, deine Geschichten über eine bewegte Vergangenheit. Inwieweit sind The Calamatix dennoch eine vollwertige Band und Matty, Adam und Pocket nicht nur die aktuellen Session- oder Live-Musiker einer Solokünstlerin?
Raylin: Wir hatten alle schon vor The Calamatix miteinander gearbeitet. Als die Jungs dann zur Band stießen, griffen wir zwar auf Songs zurück, die Tim und ich bereits geschrieben hatten, legten aber auch viel Wert darauf, dass die Stile aller Einfluss hatten. Was Tim und ich geschrieben hatten, waren im Grunde ausschließlich Rocksteady- und Reggae-Songs, aber als Adam dazukam, sorgte er zum Beispiel für den Punk-Einfluss. So entstand Stück für Stück der Sound, den man jetzt hört.
CRAZEWIRE: Du beschreibst die Zeit vor den Aufnahmen als ein extremes persönliches Tief, aus dem Dich die Arbeit an diesem Album buchstäblich herausgezogen hat. Davon zeugen ganz im Gegensatz zum Gute-Laune-Sound der Songs auch einige Deiner Texte. Kannst Du uns das ein wenig näher erläutern?
Raylin: Ich habe zu der Zeit eine Menge großer Veränderungen in meinem Leben durchgemacht und das war wirklich nicht einfach. Die Arbeit an diesem Projekt war zu dieser Zeit das Wichtigste für mich. Es hat mich aufrecht erhalten, es war etwas Aufmunterndes, das mich aus meinen schweren Gedanken gerissen hat. Kunst zu schaffen war schon immer eine meiner großen Leidenschaften und ich nutze sie gerne dazu, auch aus schwierigen Situationen etwas Schönes zu ziehen.
CRAZEWIRE: Wird das europäische Publikum in naher Zukunft die Möglichkeit haben, The Calamatix live zu sehen? Sind vielleicht sogar Shows in Deutschland geplant?
Raylin: Auf jeden Fall! Wir arbeiten hart daran, die Dinge so einzurichten, dass wir eine Europatournee machen können und wir können es kaum erwarten! Wir warten nur darauf, dass endlich alles feststeht. Ich bin in meinen frühen Zwanzigern aus dem Vereinigten Königreich weggezogen und vermisse es so sehr, einfach frei in Europa herumlaufen zu können! Ich bin ganz persönlich sehr begierig darauf, zurückzukommen und das wieder zu tun!
CRAZEWIRE: Da drücken wir Euch und uns die Daumen! Vielen lieben Dank und alles Gute!