Crazy Town – Live in Düsseldorf (19.07.2017)
Okay, Crazy Town gehören jetzt wirklich nicht zu den Bands, die ich mir normalerweise angucken würde. Vor allem nicht, nachdem ich vor einigen Jahren ihr Album „The Brimstone Sluggers“ besprechen durfte, das wirklich richtig schlecht ist.
Aber irgendwie war die Neugierde und die Lust auf ein Feierabendbier dann doch zu groß. Und so betrete ich pünktlich zum Line-Check der zweiten Vorband The Cosmic Pop Show das Stone im Ratinger Hof. Nach einem desolaten Soundcheck und zwei unterirdischen Songs verlasse ich das Stone wieder. Das war schon mal nix. Aber der Abend ist noch jung und die Ratinger Straße mittwochs immer ganz gut gefüllt. Und so schaue ich mir die Hemdkragen-Deppen auf der einen Seite und das zum Teil recht ordentlich tätowierte Publikum von Crazy Town auf der anderen Seite an. Schöner Kontrast.
Sänger Shifty Shellshock macht derweil vor der Türe des Stones Fotos mit den Fans, bis der Türsteher ihn in den Club ruft. Seine Band steht schon auf der Bühne und hat mit dem Intro begonnen. Irgendwie sympathisch. Apropos sympathisch. Eine junge ziemlich coole Backing-Band hat sich Shifty da zusammengestellt. Vor allem Gitarrist Elias – E.T. – Tannous fällt mit seiner positiven Art auf, während der Bassist einen Top-Job kurz vorm Overacting macht.
Und so stehe ich die 50 Minuten vor der Bühne und freue mich, dass das Konzert zehnmal besser ist, als ich es im Vorfeld gedacht hatte. „Toxic“ kommt früh, die beiden Hits „Butterfly“ und „Drowning“ ganz am Ende. Das Publikum ist textsicher und gut gelaunt. Shifty selbst macht einen extrem aufgeräumten Eindruck und liefert ordentlich ab. Wenn ich mir die selbstverliebte und ätzende Art von Everlast beim House Of Pain-Konzert noch mal vor Augen führe, gewinnt Crazy Town sogar noch ein bisschen mehr an Sympathie.
Zugaben gibt es am Ende keine, so dass das Set natürlich etwas kurz gerät. Aber wer will, kann sich noch mit den Jungs unterhalten, die sich von der Bühne direkt zum Merch-Tisch bewegen. Alles richtig gemacht würde ich sagen. Fan werden ich zwar nicht, aber das etwas abwertende Belächeln dieser Band werde ich mir in Zukunft auch verkneifen. Dafür war der Abend dann doch zu nett.
Video: Crazy Town – “Drowning”