City Kids Feel The beat, Cadet Carter & For Them All – Live in Köln
Von der anderen Straßenseite schallen schon die ersten Klänge herüber, also fix über die Straße gewetzt, denn das, was uns aus dem Kölner Blue Shell zu Ohren kommt, klingt schonmal ziemlich gut. Man kann ja nicht den ganzen Abend vorm Büdchen stehen. Leider ist das Konzert zu Beginn recht spärlich besucht, obwohl es mit der Zeit noch ein wenig Zuwachs in den Reihen gibt. Köln ist wohl noch von der Karnevals Apokalypse geschädigt oder verbringt den Valentinstag mit dem/der Liebsten und das scheinbar nicht auf einem Pop Punk Konzert. Schade eigentlich, das wäre doch ein schönes Date gewesen.
Die Überraschung des Abends spielt bereits zu Beginn auf – For Them All aus Koblenz/Frankfurt. Drei junge Musiker, die am Anfang noch ein wenig schüchtern wirken, dann aber von Song zu Song auftauen und es im Handumdrehen schaffen, uns mit wirklich tollen Songs zu überzeugen. Auch wenn die Ansagen zwischen den Songs noch ein wenig holprig wirken, wie die Jungs dann treffenderweise selbst anmerken, sie sind ja noch jung und können da ja noch dazu lernen. Einige Lacher sind ihnen damit in jedem Fall sicher. All das wirkt dermaßen charmant, dass man kaum umhin kommt, am Merch eine Platte mit nach Hause zu nehmen. Apropos – bei einer Vorliebe für 1990er-Jahre Midwest-Emo, sollte man sich For Them All in jedem Fall mal anhören, denn das was die Jungs da fabriziert haben, vermag es ein schönes „früher-war-alles-besser-Gefühl“ auszulösen.
Die Münchner Cadet Carter sind schon als nächstes am Start. Wir dachten ja eigentlich die anderen Bands würden den Support liefern, (die Vorbereitung ist diesmal nur musikalisch erfolgt) dem ist allerdings nicht so, das Ganze läuft heute Abend unter der Flagge von City Kids Feel The Beat. Der Hauch von bayovarischem Singsang in den Ansagen erinnert mich ja immer an unsere Tölzer Freunde von Scorefor, die dürften gerne auch noch mal in der Gegend spielen!
Kürzlich haben Cadet Carter ihr selbstbetiteltes Debütalbum herausgebracht, das sich stilistisch irgendwo zwischen Bands, wie Get Up Kids, Jimmy Eat World und Moose Blood tummelt. Tatsächlich gib es bei Cadet Carter häufig diese Momente, bei denen man sich an bestimmte Songs andere Bands erinnert fühlt, was ja nichts schlechtes ist, wenn man es schafft, sich den Song trotzdem zu eigen zu machen. Genau das schaffen die Münchner bis auf wenige Ausbrecher ganz gut. Live klingt das Ganze dann, wie aus einem Guss.
Dann wird das Publikum gebeten sich auf dem Boden niederzulassen und die Band spielt auf deer Bühnenkante sitzend „Don’t Fail Me“ ohne Verstärkung. Ob Kollege Paulus nun bei der Ballade am Ende des Sets hätte brechen müssen bleibt offen (ist aber nicht auszuschließen, Anm. Kollege Paulus). In seinem Review zur Platte von Cadet Carter, hatte im das zumindest nicht gefallen.
Den Abschluss machen City Kids Feel the Beat. Am Anfang klingt die Stimme noch etwas quäkig, mit der Zeit wird es allerdings besser, und kann dann teilweise gesanglich an New Found Glory zu erinnern. Musikalisch ist mir das alles zu sehr gewollt und auch die Ansagen finde ich ein bisschen schwierig. Für meinen Geschmack feiert die Band sich ein bisschen zu viel selbst, Bühnenshow? Ich würde mir da ein bisschen Understatement wünschen, den Kids scheint das egal zu sein, die versuchen jeden Quatsch mitzumachen, der gefordert wird. Naja ein Circle Pit bei so so großen Lücken im Publikum vor der Bühne ist halt auch Blödsinn.
Währenddessen füllt der Schlagzeuger von Cadet Carter die Kapuze seines Gitarristen unbemerkt mit Bierdeckeln und hat einen Heidenspaß daran. Wir amüsieren uns darüber köstlich.
Mir ist die grafische Gestaltung von Banner und Merchandising in positiver Erinnerung geblieben und wenn sich eine Band um die Stimmung auf der Bühne mit zusätzlichem Licht und Nebel kümmert finde ich das das halt auch bemerkenswert. City Kids Feel The Beat spielen als letzten Song ein Cover, das man wohl aus dem Radio kennen soll. Den Song kenne ich nicht, irgendwas mit Applause, finde ich jetzt aber auch als Cover nicht so Knaller. Die jüngere Generation hat jedenfalls ihren Spaß und das ist gut so.
Festzuhalten an diesem Abend wäre dann also folgendes: For Them All sind super (anhören!) und Cadet Carter haben uns auch richtig gut gefallen, die werden wir uns sicherlich beide nochmal anschauen.
Video: Cadet Carter – Car Park Song