Blur – The Magic Whip
Ganz ehrlich: Dass überhaupt noch eine Platte in Blur stecken würde, hätte ich nicht gedacht. Geschweige denn eine von formidabler Qualität.
Vergingen doch mittlerweile 16 Jahre, seitdem die smarteste Band des Vereinigten Königreichs ihr letztes Studioalbum als Quartett eingespielt hat. Sei’s drum, die Warterei hat sich gelohnt: Wer sich eine gehörige Portion tiefgehenden, zeitlosen Indie-Pops einverleiben möchte, wird mit „The Magic Whip“ vorzüglich bedient.
Was vor zwei Jahren mit unverfänglichen Jam Sessions und rohen Songstrukturen in Hongkong begann, findet nun seine auf Platte gebannte, facettenreiche Formvollendung: Blur servieren schaurig-schöne Melodien („My Terracotta Heart“), kühnes Italowestern-Gitarrenspiel („Mirrorball“), militärische Drumbeats gepaart mit klassischen Streichern und verzerrtem Vocoder-Gesang („There Are To Many Of Us“) und entspannt soulige Grooves („Ghost Ship“).
Überhaupt: „The Magic Whip“ strahlt mit jeder Umdrehung auf dem Plattenteller die fast schon unverschämt daherkommende Gelassenheit einer erwachsen gewordenen Band aus, die allem voran mit sich selbst im Reinen scheint. Blur haben ihren Weg ins Hier und Jetzt glücklicherweise doch noch gefunden. Und klingen dabei fast frischer als je zuvor.
(Text: Sven Klein)
Video: Blur – „Lonesome Street“