Annie Taylor – R-25 Kulturschlachthof, Düsseldorf (08.12.2024)
Annie Taylor gehören sicherlich zu den spannendsten Acts aus der Schweiz. Mit ihren schweißtreibenden Live-Shows hat es die Band aus Zürich in diesem Jahr bis in die USA geschafft – und auch dort überzeugen können.
Nachdem man also unter anderem beim renommierten SXSW in Austin, Texas spielen und eine Session für den Radiosender KEXP (Seattle) aufnehmen durfte, geht es aktuell wieder in die kleinen Clubs in Europa. Dass Düsseldorf an einem Sonntagabend eher wenig Strahlkraft besitzen dürfte, liegt dann natürlich in der Natur der Sache.
Aber bange machen gilt nicht. Und so geht es pünktlich um 20:30 Uhr mit den Dortmundern Macky Messer los. Die machen ihre Sache spielerisch total gut, holen mich aber leider so gar nicht ab. Vielleicht war der Kulturschock auf die ersten Meter des Abends dann doch zu groß, „durfte“ ich doch den ganzen Tag Weihnachtslieder für Kinder hören.
Annie Taylor kommen eine knappe Stunde später auf die Bühne des charmanten Clubs im Düsseldorfer Norden und überzeugen bereits bei den ersten Songs derart, dass ich schwer beeindruckt bin. Keine Spur von Sonntagabend, hier werden (zumindest auf der Bühne) keine Gefangenen gemacht. „Love Is Blind“ und „Telephone“ (vom sehr guten 2020er-Album „Sweet Mortality“) zeigen darüber hinaus, weshalb diese Band so besonders ist. Sie spielen nicht den klassischen „Schweinerock“ runter, sondern mischen verschiedene andere Einflüsse in den Hintergrund. Mich erinnert das Ganze wohlig an die 1990er-Jahre, wo Bands gefühlt eh machen konnte was sie wollten.
Absoluter Höhepunkt (für mich) ist das wohlig an Nirvana und Veruca Salt erinnernde „Push Me“, das mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht treibt. Die Band um Sängerin Gini ist dabei derart tight, dass es eine Freude ist, den vier Freunden auf der Bühne zuzuschauen. Man wünscht sich einen gut gefüllten 400er-Club, der dieser Band so verdammt gut zu Gesicht stehen würde und nicht die 50 zerstreuten, aber doch auch begeisterungsfähigen Zuschauer im Kulturschlachthof.
Wie begeisterungsfähig, sieht man am Ende der Show. Lange Zugabe-Rufe veranlassen die Band noch einmal auf die Bühne zu kommen, um drei weitere Songs zu spielen. Im Anschluss wird dann der Merch-Stand belagert, was mich total freut, haben sich die vier sympathischen Musiker*innen diese Aufmerksamkeit doch redlich verdient. Was für eine tolle Band, was für ein schöner Abend und was für eine angenehme Location!