Als der kanadische Produzent Adam Fuhr den noch zögernden Songwriter Amos Nadlersmith 2018 dazu überredet gemeinsam Musik zu veröffentlichen, sorgt er damit für dessen rasante Metamorphose zu Amos The Kid, dem gefeierten Indie-Helden seiner Wahlheimat Winnipeg. In der Zusammenarbeit entsteht eine ganz eigene Mischung aus melancholischem Country und Alternative Rock, in deren Genuss wir nach den beiden EPs „Mountain View“ (2020) und „No More New Ideas“ (2021) nun dank Grand Hotel van Cleef auch in Europa erstmalig auf Albumlänge kommen.

Das mit Spannung erwartete „Enough As It Was“ ist ein äußerst warmes und sensibles Stück Musik, das deshalb aber nicht weniger abwechslungsreich und stellenweise geradezu experimentierfreudig daherkommt. In einem Schmelztiegel aus elf Songs zeigt uns Amos Nadlersmith, wie sich scheinbare Widersprüche nicht nur erstaunlich gut ergänzen sondern mitunter Neues entstehen lassen. Country-Standards treffen hier auf Grunge-Sound, Singer-Songwriter-Attitüde auf opulente Arrangements und zuckersüße Melodien auf eine subtile Dringlichkeit, die den roten Faden bildet und das Album in einem 40-minütigen Sog zu einem Ganzen werden lässt.

Foto: Adam Kelly

Schon die beiden Vorab-Singles „What Did You Do“, mit dem beschwingten zweistimmigen Chorus und „World Burn“, die Quintessenz dieser Country-Grunge-Melange, zeigten, mit welcher Spannweite wir auf diesem Album rechnen dürfen. Und auch die übrigen Songs wie das groovige „Hang Your Head“, der schräg-verspielte Titeltrack oder der traurig-schöne Closer „Western Store“ halten dem problemlos stand. Sie sorgen jeder für sich für einen eigenen Sound-Kosmos – und insgesamt für ein Album mit jeder Menge Hit-Potenzial.

Trotz einiger hörbarer Anleihen (mal sind es für mich die Lemonheads, mit und ohne Juliana Hatfield, mal die nasal-zittrigen J. Mascis-Vocals und später sogar Passagen, die mal auf einem Coldplay-Release hätten auftauchen können) gelingt es Nadlersmith zu jeder Zeit der Musik seinen ganz eigenen und bald wohl gänzlich unverwechselbaren Stempel aufzudrücken. Das wiederum, so der Kanadier, sei „ohne das immense Talent und die Freundschaft meiner Mitstreiter“ nicht denkbar gewesen. „Amos the Kid ist mehr als die eine Person, die der Name vermuten lässt.“

Understatement in Sachen Verdienste hin oder her: „Enough As It Was“ ist ein großartiges Album. Wäre es zwei Wochen früher erschienen, es hätte definitiv Platz in den Top Ten meiner Alben des Jahres gefunden. Aber auch für 2025 bin ich da durchaus guter Dinge.

Amos The Kid Live 2025:

10.01.2025 – St. Peter Ording, Beach Motel van Cleef (Duo)
17.01.2025 – Düsseldorf, Stahlwerk *
18.01.2025 – Osnabrück, Botschaft *
19.01.2025 – Aurich, Stadthalle *
21.01.2025 – Ulm, Roxy *
22.01.2025 – CH – Zürich, Kaufleuten *
23.01.2025 – CH – Bern, Bierhübeli *
24.01.2025 – Heidelberg, Halle 02 *
25.01.2025 – Frankfurt, Batschkapp *
26.01.2025 – A-Graz, Orpheum (Duo) *
27.01.2025 – Berlin, 19:77 (Duo) (Eintritt frei)
28.01.2025 – Langenberg, KGB
30.01.2025 – Haldern, Pop Bar (Eintritt frei)
01.02.2025 – Hamburg, Georg Elser Halle *
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Band: Amos The Kid
Album: Enough As It Was
VÖ: 10.01.2025
Label: Grand Hotel van Cleef