WIZO – Live in Köln (10.11.16)
Während sich die Kollegen bei Stoppok und The Cure vergnügen, hat es mich heute Abend in die Kölner Live Music Hall verschlagen. Am Kiosk um die Ecke wird noch schnell ein Bier getankt und um uns herum scheint es nur ein Ziel an diesem Abend zu geben: das Konzert der Politpunks von WIZO. Vom offensichtlichen Punk mit bunten Haaren, Lederjacke und Nieten, über den weniger auffälligen, mit der Band gealterten Typen bis zum jungen Indiemädchen; sie alle haben sich vor der Halle versammelt und freuen sich aufs Konzert.
Zu Beginn machen WIZO den Ansager für den Support. Les 3 Fromages, Pop-Punk mit französischen Texten? Klingt anfangs tatsächlich gewöhnungsbedürftig und ich verfalle immer in den Versuch zu verstehen, wovon die Songs handeln. Die Wortfetzen, die ich verstehen kann ergeben dann aber leider nicht so richtig viel Sinn. Abgesehen davon gefallen mir die Franzosen musikalisch ganz gut.
Dann geht es auch schon mit WIZO weiter. Ich erinnere mich noch daran, dass mir ein Freund in der Schule mal ein paar Fat Wreck Chords Compilations aus den 1990er-Jahren in die Hand gedrückt hat. Darunter war dann auch „Survival Of The Fattest“ und zwischen den amerikanischen Skatepunk-Bands tauche dann auf einmal ein deutscher Song auf. Der Refrain von „Raum und Zeit“ hat sich in kürzester Zeit in die Gehirnwindungen gebrannt und an zweiter Stelle auf der Setlist, taucht er dann auch heute Abend wieder auf.
Ganz ehrlich, ich hatte WIZO eine ganze Weile nicht mehr so richtig auf dem Schirm und weil ich kürzlich noch einmal über besagten Song gestolpert bin, wurde es noch einmal an der Zeit, für einen erneuten Konzertbesuch. Abgesehen davon ist es in Zeiten, von AfD, Brexit und Trump eine Wohltat, wenn die gesamte Konzerthalle „Ich bin ganz klar gegen Nazis – ohne jede Diskussion. Es gibt für braune Scheiße keine Legitimation“ mitsingt.
Das Publikum ist mit richtig viel Energie am Start – Moshpit quer durch die Halle, mitgesungene Zeilen und Applaus für politische Statements. WIZO haben augenscheinlich auch eine Menge Spaß; das schönste Lachen ist doch immer das ehrliche, welches einen rücklings überfällt. Wie Beispielsweise in dem Moment, als sich Bassist Ralf Dietel, die braune Cordhose, welche auf der Bühne gelandet ist, Linksrum anzieht und damit die schwarz-weiße „Corporate Identity“ sprengt. Apropos Corporate Identity, die völlig durchgestylte Bühne, mit allem, was drauf steht und bespielt wird erscheint im einheitlichen Design und schicker Beleuchtung, Chapeau, die Herren!
Auch wenn mich selbst einige Lieder inhaltlich eher traurig stimmen, die Stimmung bleibt vor der Bühne bis zum Ende des Konzerts ungebrochen und strömt nach ca. anderthalb Stunden Konzert hinaus in die Stadt.
Video: „WIZO – Ganz klar gegen Nazis“