Vom Straßenmusiker zum Kollegen von Frank Turner und Billy Bragg, und doch ist seine Karriere Sinnbild stetiger Entwicklung fernab des Mainstream: Mit „Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me“ festigt Will Varley seinen Platz unter den prägenden Erzählern der britischen Folk-Szene.

Seit rund 15 Jahren macht sich der Singer-Songwriter szenenweit einen Namen mit seinen poetischen, wehmütigen und oft gesellschaftskritischen Songs, die er mit markanter Stimme und subtiler Melancholie vorträgt. Auf seinem mittlerweile siebten Album „Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me“ loten nun zehn Songs die Grenzen des UK-Americana aus, einer Spielart, die britische Folk-Wurzeln mit dem erzählerischen Gestus und der instrumentalen Bandbreite des amerikanischen Country und Blues verknüpft.

Will Varley – Geschichtenerzähler, Bildermaler, Musiker (Foto: Rob_Baker_Ashton)

Die musikalische Palette des Albums markiert einen Wandel für den Singer-Songwriter, denn die reichhaltige und üppige Produktion ermöglicht es Varleys lyrischen Bildern mehr denn je, in allen Farben – leuchtenden wie düsteren – zu wirken, ohne dass die Musik zu irgendeinem Zeitpunkt den intimen Akustik-Charakter verliert. Und so bedarf es nur weniger Augenblicke, um von der besonderen Atmosphäre des Albums vereinnahmt zu werden. „Long Way Back To Now“ ist ein idealer Opener, der alle Qualitäten des Musikers vereint: eine charakteristische Stimme, das richtige Gefühl für Songwriting und ein Händchen für gute Geschichten. Und Songs wie „Home Before The World Ends“, „End Times“ und „Everything Has A Heartbeat“ zeigen später, dass auch Gastbeiträge weit mehr sein können, als freundlich gemeinte Feature-Optionen. Erwähnter Billy Bragg, aber auch Eleni Drake und Dan Smith von Bastille prägen diese Songs auf ihre ganz persönliche Weise und bereichern so das gesamte Album.

Inspiriert von Varleys Heimstätten an der Ostküste von Kent und im Mittleren Westen der USA sind die zehn Songs reichhaltige, lyrische Geschichten, die vom harten Touren handeln, von Beziehungen, die in die Brüche gehen, und von den inneren Kämpfen, die jeder kennt. „Ich habe diese Songs in leeren Spelunken und Wartezimmern von Krankenhäusern geschrieben“, sagt Will selbst dazu. „Ich schrieb sie, während ich mitten in der Nacht in Entbindungsstationen, Hotellobbys, Autobahnraststätten oder kaputten Tourbussen saß. Es ist der Versuch, hundert verschiedene Menschen zur gleichen Zeit zu sein.“

Und es ist ebendiese Vielschichtigkeit, die dem Album mit dem trotzigen Namen seinen Reiz verleiht. „Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me“ gibt nicht vor,  Antworten zu kennen. Es stellt nicht einmal Fragen. Es bietet unzählige Reisen feil, erzählt Geschichten und malt Bilder – für Menschen, die sich derart inspiriert die richtigen Fragen schon selbst stellen werden.

Künstler: Will Varley
Album: Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me
VÖ: 30.05.2025
Label: MNRK