Vizediktator – Kinder der Revolution
Schwieriges Album. Vizediktator machen auf „Kinder der Revolution“ eigentlich alles richtig. Schrottiger Punkrock, der kein Punkrock ist, gute Texte, bei denen man hin und wieder um die Ecke denken muss (also nicht zu plakativ) und mit „Halleluja“ und „Stimme der Verfolger“ zwei großartige Hits. Und doch nervt mich das Album.
„Das Paradies von dem ich träume, ist so weit weg. Denn so wie ich bin, komme ich nie dahin.“ (aus „Das Letzte Haus“)
Das Schlimme daran ist, dass ich nicht mal weiß, warum ich gegen Ende des Albums immer etwas erleichtert bin, dass es vorbei ist. Die Eigenständigkeit, die Vizediktator an den Tag legen ist bemerkenswert. Der hymnische Gesang, der Songs wie „Halleluja“ oder auch „Das letzte Haus“ trägt, ist und bleibt gewöhnungsbedürftig und fordert den Hörer. Alleinstellungsmerkmal? Ja! Nervfaktor? Auch!
„Am Morgen feiern wir ein Fest. Laden unsre Freunde ein. Auch unsere Feinde dürfen kommen. Denen waschen wir den Kopf und dann singen wir zusammen…“ (aus „Halleluja“)
Musikalisch passen cleane Gitarre und der sehr präsente Bass sehr gut zum Beat des Schlagzeugs. Der wummert treibend vor sich hin und lässt genug Platz für die Saiteninstrumente, die sich perfekt ergänzen und ebenso druckvoll wie stimmungsvoll gegeneinander laufen. Wenn jetzt noch eine irre Orgel um die Ecke käme, Die Goldenen Zitronen zu „Das Bisschen Totschlag“-Zeiten würden grüßen.
Ich mag den Ansatz der Band und ich mag einen Großteil der Texte. Musikalisch holt mich das Ganze aber nicht zu 100 Prozent ab. Und doch hat dieses Album so viel Kraft und Tiefe, dass man sich ihm eigentlich nicht entziehen kann… Auch wenn es am Ende immer wieder auf´s neue nervt.
Video: Vizediktator – „Halleluja“