Tori Amos – Little Earthquakes & Under The Pink
Tori Amos gehört wohl zu den bedeutendsten Songwriterinnen der 1990er-Jahre. 20 Jahre nach ihren größten Erfolgen „Little Earthquakes“ und „Under The Pink“ veröffentlicht Rhino Records beiden Alben jeweils als Doppel-CD in remasterter Version mit raren Tracks und verschiedenen B-Seiten.
Mehr als 10 Millionen Alben hat die US-amerikanische Pianistin und Sängerin in den vergangenen 20 Jahren verkauft. Den größten Teil dürften die beiden oben genannten Alben dazu beigetragen haben. Beide Veröffentlichungen sind zeitlos und haben somit ihre Berechtigung in jedem CD-Regal. Vor allem die persönlichen und häufig sehr ehrlichen Texte begeisterten die damals extrem gemischte Hörerschaft. Vom Punk bis zum Klassik-Fan konnte sich jeder auf die Sängerin einigen. Hinzu kamen hinreißende Melodien, die Songs wie „Winter“, „Crucify“, „Pretty Good Year“ oder „Cornflake Girl“ sogar zu Single-Hits werden ließen.
Begonnen hat ihre Karriere hingegen etwas holprig. Im Kindesalter begann Amos eine klassische Gesangs- und Klavierausbildung, die sie aber nach einigen Jahren wieder abbrach, da sie mehr Lust auf Beatles und Hendrix hatte. Mit 13 bekam sie dann ihren ersten Job als Pianistin – in einem Nachtclub! Auch ihr erstes reguläres Album „Y Kant Tori Read“ entpuppte sich eher als Flop, weil Ihre Plattenfirma nicht so richtig wußte, wie sie marketingtechnisch mit dem Thema umgehen sollte. Einem größeren Publikum wurde sie dann mit dem Song „Me and a Gun“ bekannt. Einer bitteren Verarbeitung ihrer eigenen Vergewaltigung. „It was me and a gun. And a man on my back. And I sang »holy holy«, as he buttoned down his pants “ singt sie im Mittelteil. Harte Kost, perfekt umgesetzt.
1992 dann ihr endgültiger Durchbruch mit dem Album „Little Eartquake“. Eine authentische junge Frau am Klavier singt über ihr Leben. Emotional und mitreißend, erwachsen und ehrlich. Auf der B-Seite zu „Winter“ (und demnach auch auf CD 2 zu finden) spielt sie ihre eigene kleine Version von Nirvana´s „Smells Like Teen Spirit“ und beweist dabei, wie charmant ein ausgestreckter Mittelfinger klingen kann. Darüber hinaus ist der Song natürlich eine großartige Werbung für das Album, zieht es vor allem in der alternativen Szene recht schnell weite Kreise.
Nach diesem Anfangserfolg, veröffentlicht Tori Amos 1994 Ihr kommerziell erfolgreichstes Album „Under the Pink“. Mit ihrem wahrscheinlich bekanntesten Song „Cornflake Girl“, der damals im Musikfernsehen hoch und runter lief, schaffte es die Sängerin sogar in die Top Ten der britischen Single-Charts. Auch hier steht ihre Stimme im Vordergrund. Diese sehr einprägsame Stimme, die man mögen muss, um dem Charme der Musikerin zu erliegen. Denn, und das muss man wissen, wenn man sich auf ein Album von Tori Amos einlässt, es ist kein Pop im klassischen Sinne. Die klassische Gesangsausbildung sowie die häufig aufs Klavier reduzierte Instrumentalisierung lassen immer wieder Songs aus dem Mainstream-Bereich herausfallen. Das ist manchmal schwer zu ertragen, aber eben doch Alleinstellungsmerkmal und authentisch – wie eigentlich die gesamte Discographie der Amerikanerin.
Mit den beiden Wiederveröffentlichungen von „Little Earthquakes“ und „Under The Pink“ samt Bonus-Tracks gibt es nun die Chance sich erneut mit dem Schaffen dieser bemerkenswerten Künstlerin zu beschäftigen. Mir gefällt es, hat es aber auch schon vor 20 Jahren. Allen anderen sei vor allem „Little Earthquakes“ ans Herz gelegt.
Video: Tori Amos – „Winter“ (Live)