The Wonder Years & Motion City Soundtrack – Live in New York (18.10.2015)
Als ich mich gemeinsam mit meiner Frau vor einigen Wochen dazu entschied, meinen Jahresurlaub in New York bei Freunden zu verbringen, war mir klar, dass ich auch das ein oder andere Konzert mitnehmen wollte. Das kulturelle Programm in so einer Stadt ist natürlich der Wahnsinn. Blur, Garbage, Billy Joel, Cypress Hill, Yellowcard, New Found Glory, They Might Be Giants… eigentlich weiß man gar nicht wohin man gehen möchte. Wir entschieden uns erst einmal für The Wonder Years, Motion City Soundtrack und Statechamps.
Die Webster Hall in New York liegt im etwas weniger beeindruckenden Part von Manhattan, gefällt mir aber gut. Die besten Tage der Location sind zwar vorbei, aber Sound, Licht und Sichtfeld sind top, ebenso die Lage der Theken. Das ist ja nicht ganz unwichtig, schließlich haben wir Urlaub. Bei Bierpreisen von 8 Dollar, hält sich der Durst jedoch erst einmal stark in Grenzen.
Die Ansage Doors 18 Uhr, Beginn 19 Uhr bekommt heute im Übrigen eine neue Bedeutung. Der Opener You Blew It spielt jedenfalls um zehn vor sieben bereits sein letztes Lied. Gefällt mir aufgrund des hörbaren 1990er-Emo-Einflusses recht gut. Aber wie gesagt… ein Lied.
Nach ungewohnt schnellem Umbau folgten State Champs. Ich muss gestehen, die Band sagte mir gar nichts. Aus Upstate New York kommend, scheinen die Jungs eine Busladung voller Fans mitgebracht zu haben. Nach nicht mal fünf Sekunden fliegen die ersten Crowdsurfer durch die Luft, als müsste das Publikum den Hallen-Rekord im Peoplesurfen brechen. Beeindruckend auch die Bühnenpräsenz des Sängers, der hier wirklich alles im Griff hat. Allerdings gibt es musikalisch nichts Neues. Pop-Punk mit Emo- und College-Rock-Anleihen. Da stehen die Amis halt drauf. Unsere kleine Reisegruppe ist ebenfalls beeindruckt. Ich befürchte allerdings, dass es auf Platte etwas langweilig werden könnte. Aber Respekt, unglaublich gut abgeliefert.
Motion City Soundtrack sind eine dieser Bands, die sich eigentlich nie nach Deutschland verirren. Vor einigen Jahren, als die Band auf dem Groezrock-Festival in Belgien spielte, machten die Jungs um Sänger Justin Pierre einen Abstecher nach Düsseldorf. Das Konzert im Ratinger Hof fand ich ziemlich toll. Hier und heute haben Motion City Soundtrack einen etwas schwierigen Stand, die Kids machen Pause, und das etwas ältere Publikum springt natürlich nicht mehr ganz so wild durch die Gegend. Trotzdem schafft es die Band durch einen sehr guten Auftritt und einer Setlist, die wirklich nur aus Hits besteht (man vergisst ja immer wieder, wie viele „Hits“ die in Amerika eigentlich haben), die Webster Hall zu begeistern. Ich freu mich auf jeden Fall über Songs wie „This Is For Real“, „The Future Freaks Me Out“ und „My Favorite Accident“ und zücke die Kreditkarte meiner Frau, um doch noch mal eine Runde Bier zu ordern.
The Wonder Years sind in den USA offensichtlich auf dem Sprung, richtig bekannt zu werden. Das neue Album „No Closer To Heaven“ enterte die US-Charts immerhin auf Platz 12. Wirklich jeder im Raum kennt die Songs, singt, hüpft oder winkt mit, wenn auf der Bühne auch nur der Ansatz von Animation gestartet wird. Sänger Dan Campbell wirkt ein bisschen irre und springt übermotiviert über die Bühne – beeindruckend. Ebenso beeindruckend, wie fett der Sound mit drei Gitarren und dem mehrstimmigem Gesang (fünf Mikros) ist. Leider wirkt der Sound dadurch auch ein wenig matschig. Nichtsdestotrotz eine solide Leistung, die dem Publikum alles abverlangt und den Abend insgesamt ziemlich grandios werden lässt.
Video: Motion City Soundtrack – „My Favorite Accident“