The Cranberries – MTV Unplugged
Der heiß ersehnte MTV-Unplugged-Gig von The Cranberries aus 1995 in New York erblickt das Licht der Musikwelt. 45 fesselnde Minuten lang schenkt er uns Hits vornehmlich der beiden ersten LPs der im irischen Limerick gegründeten Indierocker – samt Dolores O’Riordans unvergleichlicher Stimme.
Die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Für mich als Fan dieser famosen Band ist es deshalb auch immer wieder sehr emotional, ihre Platten zu hören, da so viele meiner Erinnerungen mit ihrer Musik verbunden sind.
Unauslöschliche Momente
So bleibt unauslöschlich in meinem Herzen der Moment verankert, in dem ich als junger Mann in meinem dunkelblauen Renault 5 im Autoradio ihre Indiepop-Hymne und zweite Single „Dreams“ vom Debütalbum „Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We“ hörte und so davon beseelt war, dass mir unweigerlich die Tränen kamen.
Genauso wie mein erster Konzertbesuch des Indie-Quartetts im Sommer 1995 mit meiner heutigen Frau an einem Baggersee im beschaulichen Voreifel-Ort Düren. Dort teilten sich The Cranberries an diesem Tag die Bühne mit niemand geringeren als Belly, Oasis und R.E.M. – was noch heute ähnlich wie damals, als ich vom Line-up der Show erfuhr, fast wie ein Joke anmutet.
Schmerzlich unvergessen natürlich dann auch der Tag Anfang 2018, als Sängerin Dolores verstarb. Drei Jahre später durfte ich mit Einverständnis ihrer Familie und dem der verbliebenen Bandmates gemeinsam mit der Cranberries-Community unter redaktioneller Verantwortung des Dubliner Musikmagazin-Verlags Hot Press meinen klitzekleinen Anteil dazu beitragen, dass das musikalische Vermächtnis einer der relevantesten Bands Irlands mit dem wunderbaren Buch „Why Can’t We“ auch in Wort und Bild für immer weiterlebt.

Universal Music / Cranberries anno 2011 by Jess Baumung
Auf dem Peak von MTV
Was soll ich jetzt noch groß zum „MTV Unplugged“-Album sagen? Aufgenommen auf dem Peak der legendären Konzertreihe des ikonischen Musikfernsehsenders, bietet das Capture brillanten Sound, eingefangen in einem hörbar intimen und entspannten Setting. Tracks der insgesamt neun Stücke hervorzuheben, wäre den anderen Liedern gegenüber kaum gerecht.
Aber natürlich sind „Dreaming My Dreams“, ihr Signature-Song „Zombie“ und das auch in seiner Stripped-down-Version ergreifende „Ode To My Family“, allesamt von ihrem zweiten Album „No Need To Argue“, schlichtweg beyond words. Ein Cover-Stück befindet sich – entgegen traditioneller MTV-Unplugged-Gepflogenheit – zwar nicht auf dem Longplayer, dafür jedoch mit dem liebreizenden „Yesterday’s Gone“ ein Track, den Gitarrist Noel Hogan gemeinsam mit Dolores O’Riordan erst tags vor dem Auftritt geschrieben hatte und den die Cranberries danach nie mehr performten.
Purer Unplugged-Genuss
Während das sich auf meinem heimischen Plattenteller drehende, schwarze Vinyl leise knisternd ausläuft, sehe ich die beiden vor meinem geistigen Auge auf der MTV-Stage mit dem großen Kronleuchter, gemeinsam mit Drummer Fergal Lawler, ihrem Bassisten Mike Hogan und im Hintergrund die Streichersektion, Dolores in der Bühnenmitte auf ihrem Barhocker sitzend, mit einer Akustikgitarre, die irgendwie stets ein bisschen überdimensioniert für diese zierliche Frau mit der riesigen Aura und fantastischen, eindringlichen Stimme wirkte. Ich glaube, ich drehe die Scheibe nun zum ich-weiß-nicht-wievielten-mal abermals um, drücke die Start-Automatik – und genieße.

Band: The Cranberries
Album: MTV Unplugged
VÖ: 07.11.2025
Label: Island Records / Universal Music
