SPEEDWAY – A LIFE’S REFRAIN

Wie kann Oldschool so frisch klingen? Wie kann eine Band, die sich vor allem bei den Besten bedient, so mit ihrer Eigenständigkeit punkten? Mit „A Life’s Refrain“ gelingt den schwedischen Newcomern Speedway der ganz große Wurf, der die fünf Jungs aus Stockholm mit einem Mal in den Fokus der internationalen Hardcore-Szene katapultiert.

„Newcomer“ trifft es dabei allerdings nicht wirklich: Das Debütalbum, das am 11.04. 2025 auf Revelation erschien, ist schon die insgesamt vierte Veröffentlichung der 2019 gegründeten Band. Bereits mit dem 2021er Live-Tape „When, If Not Now?“, der 7-Inch „Paradise“ (2022) und schließlich dem Promo-Tape zur LP konnte man Achtungserfolge – und nicht zuletzt ja das Signing bei Revelation – verbuchen. Und doch beginnt für Speedway mit „A Life’s Refrain“ eine neue Zeitrechnung. 

Speedway live on stage: Emil (g), Gabriel (d), Anton (v), Adam (g), Jens (b) (v.l.; Foto: Mårten Persson)

Die LP umfasst bei einer standesgemäß knappen Spielzeit von rund 20 Minuten zwölf Songs, die uns auf überraschend zeitgemäße Art und Weise all das entgegenballern, was den Hardcore der 1980er und 1990er Jahre ausgemacht hat – die Reminiszenzen an alte Helden von Uniform Choice bis Battery sind in Songs wie „Sanctified“, „Ascension“ oder „Another Life“ nicht zu überhören. Und doch ist „A Life’s Refrain“ keine Zitatensammlung. Immer wieder wird mit Standards gebrochen, die Palette erweitert, werden eigene Ideen integriert. Und diese entsprechen eben nicht immer Althergebrachtem.

„Unsere Musik ist natürlich vom Youth-Crew-Gedanken und den Vorbildern der frühen Orange-County-Szene beeinflusst“, lässt Sänger Anton in Interviews wissen. „Aber es gibt auch viele andere Inspirationen, die über den Hardcore-Bereich hinausgehen. Was auch immer in unseren Ohren rockt, hat große Chancen, auf die eine oder andere Weise in unseren Sound integriert zu werden.“

(Foto: Mårten Persson)

Und so erleben wir, wie schon im Opener „Thin Air“, immer wieder kurze Metal-Gitarren-Soli, vertrackte Quicksand-Rocker wie beim mehr als dreiminütigen „Wall of Ire“ und bereichernde Gastvocals von Title Fights Ned Russin bei „Day By Day“ oder Viagra Boy Sebastian Murphy bei „Solitäre“, das zudem mit überraschenden Akustik-Gitarren-Pickings aufwartet. All diese Komponenten lenken aber zu keinem Zeitpunkt von der Straightness dieses Releases ab, sie machen es vielmehr zu dem mitreissenden, energischen und abwechslungsreichen Output, der es ist.

Ich habe Speedway Anfang der Woche im Vorprogramm von Shelter auf deren Mantra-Jubiläums-Tour gesehen (Hier geht’s zum Konzertbericht.) und bin mir bislang nicht sicher, ob ich mich mehr darüber freuen soll, dass es der Band gelang, mit dieser wechselvollen Dynamik auch live zu überzeugen, oder darüber, dass sie im Studio in der Lage war, die Intensität ihrer Live-Shows auf Vinyl zu bannen. Dass Hardcore 2025 so gegenwärtig klingen kann, ist jedenfalls allemal Grund zur Freude und spätestens seit dem 11. April ein Stück weit auch das Verdienst dieser Band. Von Speedway dürfen wir noch viel erwarten.