Slowdive – Just for a Day / Souvlaki / Pygmalion (ReIssues)
Es gibt wohl kaum eine Band, die das Genre Shoegaze so geprägt haben, wie die britische Indie-Band Slowdive. Nun werden ihre ersten drei Alben erneut auf Vinyl (und CD) aufgelegt.
Slowdive haben sich 1989 im beschaulichen Reading gegründet. Die Band um Sängerin Rachel Goswell und Haupt-Songwriter Neil Halstead konnten schon früh auf sich aufmerksam machen. So unterschrieb die Band bereits wenige Monate nach ihrer Gründung bei Creation Records, dem legendären Indie-Label von Alan McGee. Und schon ihre dritte EP landete in den Top 10 der britischen Indie-Charts, befeuert von der tollen Single „Catch The Breeze“.
Es folgte das Debütalbum „Just For A Day“. In der Retrospektive ein wahnsinnig inspirierendes Brett aus atmosphärischen Gitarrenspuren und den fantastischen Gesangslinien von Goswell und Halstead. Songs wie „Ballad Of Sister Sue“ oder „Spanish Air“ wirkten in der aufkommenden Brit-Pop-Welle, wie Fremdkörper, schafften es aber trotzdem sich zu behaupten. Was vielleicht auch am Erfolg von Bands wie Lush lag, die etwas zugänglicher und demnach auch im Mainstream etwas erfolgreicher agierten, den Begriff „Shoegaze“ aber weiter etablierten.
Das zweite Slowdive-Album „Souvlaki“ (1993) gilt dann völlig zu Recht als Meilenstein des Genres. Angetrieben von der fantastischen Single „Alison“ (völlig zu Recht auch einer der wenigen Songs der Band, der es in die regulären britischen Charts schaffte) und Stücken wie dem akustisch gehaltenen „Dagger“ konnten Slowdive ihre Bekanntheit trotz eher schlechteren Plattenbesprechungen ausbauen. In der Rückschau ist „Souvlaki“ einfach ein gut gealtertes wundervolles Stück Musik. Wenn man sich neu mit Band und Genre beschäftigen möchte, dass dürfte dies wohl der perfekte Einstieg sein.
„Pygmalion“, das dritte und letzte Album, bevor sich die Band 1996 auflöste, wirkt zunächst wie ein Fremdkörper in der Diskografie der Band. Gefühlt wird hier sehr viel ausprobiert. Elektronische Klangwelten werden zum Teil recht minimalistisch aufgebaut. Der Begriff Dream-Pop macht die Runde und trifft es vielleicht ganz gut. Trotzdem konnte die Band sich mit ihrer neuen Idee des Songwritings nicht bei den alten Fans durchsetzen. Und auch das Label schien den Weg nicht folgen zu wollen. Zumindest kündigte es recht zeitnah den Plattenvertrag mit Slowdive, die sich kurze Zeit später auflösten. Dabei macht die Band eigentlich auch hier vieles richtig. Nur hören wollte es damals niemand. Hört man „Pygmalion“ heute, so darf ist es punktuell wirklich schön. Die Akustik-Gitarre bei „Visions Of LA“ gepaart mit dem klaren Gesang von Goswell ist schlicht perfekt. Aber man muss vorher eben auch durch fast 7 Minuten wabernde Hall-Experimente („J´s Heaven“) – muss man wollen.
Spannend sind zwei Dinge. Zum einen, dass der Einfluss von Slowdive auch bei aktuellen Alben, wie der vor kurzem veröffentlichten neuen Postcards-Platte „Ripe“ (KLICK!) herauszuhören ist, und dass Slowdive seit 2014 wieder in Originalbesetzung unterwegs sind. Und ganz nebenbei mit „Everything Is Alive“ (2023) ein wahnsinnig gutes Spätwerk veröffentlicht haben.

Foto: Slowdive/Sony
Info: Die ersten drei Alben „Just for a Day“, „Souvlaki“ und „Pygmalion“ sind wieder als LP und CD offiziell erhältlich! Alle drei Alben erscheinen auf schwarzem, 140g schwerem Biovinyl.
Band: Slowdive
Album: Just for a Day, Souvlaki und Pygmalion
Label: Sony Music
VÖ: 04.04.2025