NOFX – First Ditch Effort
Als ich 1994 meine erste Band gründete, da hörte ich Britpop und Grunge während unser Sänger Ice-T und Ice Cube bevorzugte. Unser Schlagzeuger hingegen hatte CDs von genau zwei Bands – Bad Religion und NOFX. Und da er als einziger eine eigenen Wohnung hatte, durften wir uns in selbiger ausgiebigst durch die damals schon recht lange Discografie der “Fun-Punks” um Fat Mike hören.
Natürlich hatte ich vorher immer mal wieder Punkrock gehört, aber vor allem „Punk In Drublic“ (1994) hat mich damals wirklich gekickt. Dabei waren mir die Texte der Band eigentlich immer herzlich egal. Die Jungs hatten schon damals ein feines Gespür für Melodien entwickelt und waren trotzdem irgendwie cooler, als es zum Beispiel Offspring und Green Day waren. Zwei Jahre später enttäuschte mich die Band dann allerdings mit „Heavy Petting Zoo“. Und mit der aufkommenden Emo-Bewegung war dann auch NOFX erstmal wieder in die hinteren CD-Regale verbannt. Lediglich „The War on Errorism“ (2003) konnte mich noch mal zu einem Spontankauf begeistern.
Mehr als 20 Jahre nach „Punk In Drublic“ haben mich NOFX nun wieder mal gepackt. Ihr neues Album „First Ditch Effort“ ist nämlich unerwartet gut geworden. Das mag vor allem daran liegen, dass die Musiker selbstreflektierter wirken, was sich wiederum auf die Texte von Fat Mike auswirkt.
„I hope that my daughters never know what it feels like to give up. To know that the whole world is corrupt- To realize that they are really on their own. And there´s no one left who cares about the future.“ (aus „Generation Z“)
Sorgen, die man sich halt als Familienvater macht, wenn man sich heute die Nachrichten anschaut und realisiert, dass die mächtigsten Menschen der Welt, sich einfach einen Scheiß um die Zukunft unserer Kids kümmern.
Auch musikalisch ist die Band wieder in der Spur. Natürlich braucht man hier keine großen Veränderungen zu erwarten. Aber es sind wieder richtige Hits auf dem Album, das man im einen Rutsch durchhören kann. Auch die Hommage an No Use For A Name-Sänger Tony Sly ist ein solcher Hit, der dazu auch noch eine gewisse textliche Tiefe besitzt, die ich Mike nicht zugetraut hätte.
„Sometimes on weekends when our kids hang out together Kiera tells Darla that her dad´s songs are better. And I think she´s sad, cuz tomorrow she hopes her dad will be coming home, cuz he told her that 3 years ago on the phone.“ (aus „I´m Sorry Tony“)
Lange Rede kurzer Sinn: NOFX sind zurück. Und das mit ihrem besten Album seit 20 Jahren.
Video: NOFX – „Oxy Moronic“