MR. BUNGLE – Den Atelier, Luxemburg (23.06.2024)

„Den Atelier“ ist seit Jahren eine feste Instanz, wenn es um Rock- und Alternative-Konzerte in Luxemburg geht – für mich und meine Begleitung aber absolutes Neuland. „Die Werkstatt“, so die wörtliche Übersetzung und auch ehemalige Funktion der Location, macht seinem Namen aber alle Ehre.

Als wir kurz nach 20 Uhr eintreffen, hat die erste Vorband Spotlights ihr Programm schon abgespult und ein Großteil des Publikums befindet sich im Innenhof, um sich dort bei einem leckeren Battin und Pommes auf den bevorstehenden Abend einzustimmen. Auch ein süßlicher Grass-Geruch liegt wie eine leichte Dunstglocke über der Menge. Dass der Konsum in Luxemburg nur im eigenen Wohnraum erlaubt und in der Öffentlichkeit streng untersagt ist, scheint niemanden weiter zu interessieren. Das Publikum selbst, so wie auch das Personal, waren unglaublich freundlich und tiefenentspannt… was nicht ausschließlich besagter Glocke zuzuschreiben ist. Überhaupt herrscht hier ein breiter Konsens: Von den Misfit, über Nofx bis hin zu Rammstein, Pantera und Metallica kann man die verschiedensten T-Shirt-Prints in der Menge bewundern. Faith No More sowie der Hauptact des Abends fehlen natürlich auch nicht.

Als zweiter Support steht Oxbow auf der Bühne. Die seit 2023 (wie übrigens auch Spotlights) bei Mike Pattons eigenem Label Ipecac Recordings unter Vertrag stehenden Experimental-Rocker aus Kalifornien können meines Erachtens aber leider nicht wirklich überzeugen. Der Sound ist relativ schlecht abgemischt und musikalisch nehmen einen die Songs, welche größtenteils von ihrem achten Studioalbum „Love´s Holiday“ stammen, auch nicht wirklich mit. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Sänger Eugene Robinsson, warum auch immer, nur in goldener Hose und einer dazu passenden Weste auf der Bühne steht.

Mit 20-minütiger Verspätung betreten dann um 21:30 Mr. Bungle die Bühne und haben die knapp 1.000 Besucher (es ist nicht ganz ausverkauft, wobei ich mich frage, wo man die zusätzlichen Besucher noch hätte hin packen wollen), fest in ihrer Hand. Man muss sich das mal vor Augen führen: Hier stehen wirklich drei Legenden – zwei Mitglieder der sogenannten Big 4 des Thrash Metals (Scott Ian von Anthrax und Dave Lombardo von Slayer) sowie Mastermind Mike Patton – auf der Bühne. Unterstützt von den beiden weiteren Gründungsmitglieder Trey Spruance und Trevor Dunn.

Als Opener fungiert das Cover „Won´t You Be My Neighbor“ und auch ansonsten steht der Abend ganz im Zeichen des wiederveröffentlichen Demos „The Raging Wrath Of The Easter Bunny“ von 1986, welches im Gegensatz zu den anderen drei Studienalben eine deutlich härtere Gangart anschlägt. Unterbrochen wird dies von Covern wie „Sommer Breeze“ oder auch meinem persönlichen Favorit „My Ass Is On Fire“ des selbstbetitelten Albums von 1991. Die Menge nimmt jeden Ton dankbar auf und in den ersten sieben, acht Reihen entsteht auch immer wieder ein kleiner Mosh-Pit. Die eigentliche Faszination geht allerdings einfach von der nahezu perfekten Umsetzung der Musiker aus. Unnötig zu erwähnen, dass Mike Patton teilweise mit drei Mikrofonen gleichzeitig agiert und einen Tisch mit zusätzlichem Equipment vor sich aufgebaut hat, als ob er noch eine Reise zum Mars plant.

Auch die anderen Bandmitglieder strahlen eine Spielfreunde und damit einhergehende Perfektion aus, die sich dann nach anderthalb Stunden mittels des Sepultura-Covers „Territory“ als perfekte Zugabe geradezu entlädt. Ob das letzte Cover „All By Myself“ mit abgewandeltem Text als persönlicher Geburtstagsgruß an den Fürst von Luxemburg, über den dieser sich sicherlich nicht gefreut hätte, wirklich von Nöten gewesen wäre, lasse ich mal dahingestellt. Die meisten Gäste grölen jedenfalls auch hier begeistert ihr „F#%k You“ mit.

Fazit dieses Abends: Selten so viel Brillanz gesehen – und dazu einen Frontmann, der die Band regelrecht durch die Stücke dirigiert hat. Ein weiterer Haken in der persönlichen Bucket List – verbunden mit der kleinen Hoffnung, dass es nicht das letzte Mal war.
(Foto & Text: Jörg Limmer)