Matze Rossi – Barn Tapes
Matze Rossi ist seit Jahren gefühlt durchgehend auf Tour. Dabei hat er sich einen illustren Kreis an Freund*innen zugelegt, die auch Musik machen. Das sollte man wissen, um die Magie des nun endlich auf Vinyl und CD erscheinenden „Barn Tapes“ nachvollziehen zu können. Denn was auf einer Autofahrt zum Einkaufen begann, endet jetzt fulminant mit einem Duett zwischen Matze Rossi und Hot Water Music-Sänger Chuck Ragan.
Aber spulen wir kurz zurück. 2021 sitzt Matze Rossi im Auto und hört zufällig „Control“ von Zoe Wees. Im Wissen, dass er in der nächsten Zeit keine Konzerte möglich sein werden (Ihr erinnert Euch noch an Corona?), entscheidet er sich, die Nummer in seinem Heimstudio zu covern. In einer ihm typischen Akustik-Version. Reibeisenstimme und Akustikgitarre, das muss reichen. Die Idee einer Cover-Reihe war geboren.
12 Songs hat sich Matze Rossi seitdem vorgenommen. Immer mit einem anderen Gesangspartner oder einer anderen Gesangspartnerin. Liest man die Liner Notes zum Album, scheint ihm die Auswahl seiner Konterparts bei vielen Songs regelrecht logisch. Und ich finde, man hört es einigen Songs auch an, dass die Vision der gemeinsamen Stimmen bereits im Vorfeld da war. Perfektes Beispiel ist hierbei das fantastische Glass Animals-Cover „Heat Waves“, dass er einfach mit seiner Frau Miriam einsingt. Wie wunderschön, dass die beiden so etwas gemeinsam aus dem Ärmel schütteln können.
Es folgen „I Follow You Into The Dark“ von Death Cab For Cutie und „Skyscraper“ von Bad Religion. Während die erste Nummer eher eine Fingerübung ist, da Matze Rossi sie immer wieder auch auf seinen Livekonzerten spielt, ist das akustische Runterbrechen einer Punknummer wie „Skyscraper“ natürlich eine ganz andere Nummer. Gemeinsam mit BoySetsFire-Sänger Nathan Gray brilliert Rossi dabei in fast schon unverschämter Weise. Die beiden harmonieren aber auch perfekt. Man merkt hier, wie gut Gray ist. Aber okay, das ist ja jetzt keine neue Erkenntnis.
Zum Spiel gehört natürlich auch – so ehrlich muss man dann auch sein – dass sich eben nicht alle Songs gleichermaßen eignen, um sie als Akustikversion zu covern. So finde ich die Waiting Room-Version eher ambitioniert umgesetzt, auch wenn ich natürlich hundert prozentig nachvollziehen kann, warum die Nummer von Fugazi ausgewählt wurde. Dann doch lieber das Springsteen-Cover „Dancing In The Dark“ mit der bezaubernden Jenobi. Ich bin kein sonderlich großer Fan vom „Boss“, aber diese Version ist wirklich super.
Das Highlight ist dann auch der Schlusspunkt der Barn Tapes. Chuck Ragan und Matze Rossi nehmen sich den Donots-Hit „Stop The Clocks“ vor. Ich sage mal so, wer hier keine Gänsehaut bekommt, der hat das Singer-/Songwriter-Genre in seiner Gänze nicht verstanden. Das hier ist großes, ganz wundervolles Kino. Melancholie pur dargeboten von zwei Männern im mittleren Alter, die wirklich alles an Emotion aus dieser Nummer herausholen. Toll.
Matze Rossi hat hier zwar das Rad nicht neu erfunden, aber doch alles richtig gemacht. Die 12 Songs hat er sich ganz wunderbar zu eigen gemacht. Ich kenne kaum jemanden, der mit soviel Herzblut unentwegt unterwegs ist und dabei auch noch so authentisch geblieben ist. Ich bin Fan.
Künstler: Matze Rossi
Album: Barn Tapes
VÖ: 08.03.2024
Label: Dancing In The Dark Records