Lightsome – One Past

Lightsome sind zurück. Light… wer? Okay, es stimmt schon, die Band aus Aachen war selbst zu ihrer besten Zeit nur einem kleinen, dafür aber umso feineren Kreis von Musik-Nerds ein Begriff. Für mich gehör(t)en sie jedoch zu den wirklich guten deutschen Emo-Bands. Und davon gab es gar nicht mal so viele.

25 Jahre nach ihrem Debütalbum „Chance Of The Lifetime“ veröffentlichen Lightsome nun also eine „neue“ 5-Song-EP. Wobei „neu“ dabei eben relativ ist. Vier der Songs auf „One Past“ wurden bereits 2020/2021 über die gängigen Streaming-Dienste veröffentlicht. Lediglich der Opener „Time“ ist bis dato unveröffentlicht. Zumindest in der hier vorliegenden Version, denn die Verwirrung perfekt zu machen sind drei Songs ein Vierteljahrhundert alt und wurden in den vergangenen Jahren extra neu aufgenommen und mit ein bisschen Magie aufgefrischt.

Rückblick: Anfang der 2000-Jahre tourten Lightsome fleißig durch Deutschland und spielten dabei mit großartigen Bands wie den Weakerthans, Leiah oder Garrison. Natürlich waren sie auch Teil der damals extrem spannenden Indie-Szene um Pale, Reno Kid und Three Minute Poetry, deren Alben bei mir zu Hause bis heute regelmäßig auf dem Plattenteller landen. Aber wie das manchmal so ist, mit den ersten Kindern und den wachsenden beruflichen Verpflichtungen wurde es still um Lightsome.

So richtig loslassen konnten die vier Jungs aber offensichtlich doch nicht. Und so starteten sie während der beginnenden Corona-Pandemie damit neue Songs zu schreiben und aufzunehmen. Das Ergebnis waren die beiden Songs „The Great Escape“ und „Slowing Down“. Während der erstgenannte Song noch etwas zurückhaltend in Richtung Pedro The Lion schielt, knallt „Slowing Down“ ab der Mitte des Songs ganz wunderbar nach vorne.

Auch „Confusion“ – im Original aus dem Jahr 1997 – wirkt im neuen Gewand so unfassbar zeitlos und brillant, dass man sich direkt wieder in die Jugendzentren dieser Zeit wünscht, um Bands wie Brandtson, Last Days Of April oder Chamberlain dabei zuzusehen, wie sie sich die Seele aus dem Leib spielen. Das treibende „Time“ ist als Opener zudem wirklich gut gewählt, zeigt er doch direkt, zu welchen Hymnen die Band schon damals fähig war. Wahnsinnig gut.

Mit „Rainy Day“ huldigt die Band letztlich auch noch ihren Punkrock-Wurzeln. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals das Debüt „Chance Of The Lifetime“ auf 10inch geschenkt bekam und mich umgehend in diese Band verliebte. Unter anderem, weil gerade dieser Song so unglaublich toll Melancholie und Euphorie vereint. Überhaupt ist es erstaunlich, wie die beiden Gitarristen Achim und Erik im Zusammenspiel diese ganz bestimmte Grundstimmung kreieren, die in guten Momenten unter anderem an die seligen Mega City Four erinnert.

Lightsome haben keine großen Ambitionen mehr. Aber ich glaube, sie würden sich über ein bisschen Aufmerksamkeit freuen. Verdient hätten sie es auf jeden Fall.

Band: Lightsome
Album: One Past (EP)
VÖ: 09.02.2024
Label: Eigenvertrieb