Kosmonovski & Karlsson – Live in Köln (12.10.2017)
Konzerte am Donnerstagabend fand ich früher immer voll super. Da konnte man das Wochenende schon mal einleiten, den Freitag kriegt man ja schließlich mit Kopfschmerztabletten und dem „richtigen Wochenende“ vor Augen irgendwie überbrückt. Je älter ich werde desto größer ist allerdings mein Verlangen, einfach auf der Couch sitzen zu bleiben und nichts zu tun.
Da mit Karlsson und Kosmonovski jedoch zwei tolle Bands im Sonic Ballroom in Köln spielen, mache ich mich trotz Müdigkeit und chronischer Unlust an diesem Donnerstag auf den Weg in die Domstadt. Schnell noch den Kollegen von I Can Guarantee samt Herzdame auf ein Bier am Ehrenfelder Bahnhof getroffen und schon geht es los. Im Sonic Ballroom dann viele bekannte Gesichter, obwohl „viele“ gleichbedeutend mit handgezählte 32 Personen ist. Manchmal wünschte man sich, junge und motivierte Bands würden etwas mehr Zuschauerzuspruch erhalten.
Karlsson beginnen pünktlich um 21 Uhr. Mit einem neuen Gitarristen und einer ganzen Reihe neuer Songs überzeugen sie mich von Beginn an. Jetzt muss ich zugeben, dass ich mit den Jungs befreundet bin. Aber gerade mit Sänger Kilian stehe ich in einem sehr kritischen Dialog über seine Band. Pop-Appeal mit Punkrock-Wurzeln zu vermengen ist heutzutage ein extrem schwieriges Unterfangen. Umso erfreulicher, dass Karlsson sich vor allem Live eher auf ihre Wurzeln besinnen und ein ganz ordentliches Brett runterspielen. Die neuen Songs sowie der neue Gitarrist, der sich auch an der Gesangsarbeit beteiligt (wie übrigens auch Drummer Lukas), machen einen Top-Eindruck. Nach einer sehr kurzweiligen Stunde bin ich überzeugt, dass die Jungs ihren Weg gehen werden. Noch ein kleiner Wink an alle Booker kleinerer Clubs oder Jugendzentren. Gebt den Jungs mal eine Chance. Konzerte ausschließlich in der Heimat zu spielen, hat noch keine Band besser gemacht. *boing!
Kosmonoski sind gegen Karlsson vergleichsweise alte Hasen. Die Band um Sänger Holger ist dann auch recht entspannt und knallt den Anwesenden ihr neues Album „Augen zu und Furcht“ mit einer Spielfreude um die Ohren, dass es mir Angst und Bange wird. So wie ich beim Hören des Albums immer mal wieder denke, dass einige Songs beliebig sind, so sehr überzeugt mich die Power, die diese achtköpfige Band auf die Bühne bekommt. Der Sound im Sonic Ballroom ist erstaunlich differenziert, was bei drei Gitarren und zwei Tasteninstrumenten nicht ganz unwichtig ist.
Das Publikum dankt es mit einer erfreulich positiven Resonanz, die am Ende sogar zu einer Zugabe führt. Da rocken sich die Jungs dann noch einmal in Rage. Der Inklusions-Gedanke der diese Band antreibt, tritt bei den Auftritten der Band noch weiter in den Hintergrund. Am Ende des Abends sitze ich mit klingeln in den Ohren in meiner Küche, versuche gegen den Kater anzukämpfen und wünschte, dass die Welt etwas gerechter wäre. Dann wären nämlich 50 Leute mehr vor Ort gewesen und hätten diesem Konzert einen etwas schöneren Rahmen verliehen. Aber scheiß drauf. Eine wirklich gute Band liefert auch vor 5 Zuschauern amtlich ab.
(Foto: Philipp Wassolek)
Video: Kosmonovski – „Kasino“