Knapsack – Live in Köln (04.05.2015)
Ich habe mich wirklich lange nicht mehr so auf ein Konzert gefreut, wie auf das von Knapsack gestern Abend im Gebäude 9. Aber nicht nur Knapsack wußten zu begeistern. Auch die beiden Vorbands The Hotelier und Beach Slang konnten überzeugen.
The Hoteliers, die mit Ihrem Album Home, „Like Noplace Is There“ im vergangenen Jahr ein Knaller-Album veröffentlichten, müssen bereits um halb neun auf die Bühne. Das Publikum im Gebäude 9, das maximal zur Hälfte gefüllt ist, kennt die Band offensichtlich schon und bereitet den Amerikanern aus Massachusetts einen äußerst freundlichen Empfang. Ich finde den halbstündigen Auftritt ziemlich gut und erinnere mich kurz daran, wie unpassend ich die Vorband beim ersten Emo-Erinnerungs-Konzert des Jahres (Mineral an gleicher Stelle) Anfang Februar 2015 fand. Hier und heute muss man dem Veranstalter mal ein Lob aussprechen. Drei so tolle Bands an einem Abend, das hat man auch nicht alle Tage.
Denn auch Beach Slang, die die gesamte Knapsack-Tour begleiten, gefallen mir gut. Zwar scheint Sänger James Alex etwas neben der Kappe, aber sein extrovertiertes Gebrabbel ist immerhin lustig. Musikalisch haut man ziemlich in die Jawbreaker-Kerbe. Das klingt stellenweise ein wenig uninspiriert, aber am Ende doch überzeugend genug, um Spaß an der Darbietung zu haben. Und auf Zuruf „New Shirt“ von Weston anzuspielen, find ich auch äußerst sympathisch.
Nach erfreulich kurzer Umbaupause kommen Knapsack auf die Bühne. Die Band war, wenn ich das richtig auf dem Schirm habe, noch nie in Deutschland auf Tour. Aber Dank des Groezrock Festivals, dass mittlerweile eine extreme Strahlkraft auf amerikanische Hardcore-Bands hat, schaffen es immer mehr dieser fast vergessenen Jugendhelden nach Europa. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre gehörten Knapsack schließlich zu der Speerspitze des Emo-Genres. Bands wie The Get Up Kids oder Jimmy Eat World hatten zwar den größeren Erfolg, Songs wie „Cellophane“ und „Courage Was Confused“ gehörten aber auf jedes gute Mixtape.
Ein bisschen Schade war es deshalb, dass doch einige größere Lücken im Publikum klafften. Mit den Kings Of Convenience und Millencolin gab es aber auch zwei größere Parallelveranstaltungen, die sicherlich den ein oder anderen Besucher gekostet haben dürften.
Knapsack selbst spielen ein souveränes Greatest Hits-Set mit den oben genannten Hits und einem schönen Querschnitt durch ihre drei regulären Alben. Gitarrist Sergie Loobkoff (u.a. auch Samiam) besticht dabei durch seine gewohnte Spielfreude, während Sänger Blair Shehan auch live mit seiner markanten Stimme überzeugen kann. Ich fühle mich 20 Jahre zurückversetzt und freue mich wie ein kleiner Fan-Boy über die Darbietung, die gefühlt leider viel zu schnell vorbei ist. Schade, dass solche Konzertabende mit dem Alter immer seltener werden. Aber gut, genug Bier hat meine Reisegruppe eh schon vertilgt und die letzte reguläre Regionalbahn fährt auch um kurz vor 12. Den kriegen wir besser, schließlich klingelt um 7 schon wieder der Wecker.
Video: Knapsack – „Cellophane“