Incubus – Köln, Lanxess Arena (30.04.2025)

DIe US-Rocker von Incubus touren aktuell großräumig und präsentieren in diesem Rahmen ihr Schlüsselwerk „Morning View“ von 2001 in ganzer Länge. Beim einzigen Deutschland-Konzert sorgte die Band aus dem kalifornischen Calabasas in der Kölner Lanxess Arena fast für eine Rock-Show wie aus dem Bilderbuch, der es leider hier und da ein wenig an Tiefe fehlte. 

Dass eine Band, die seit acht Jahren kein Album veröffentlicht hat, mit einem mehr als zwei Dekaden alten Release aus dem Stand Locations dieser Dimension füllt, ist bemerkenswert und spricht zum einen für eine solide Fan-Base, zum anderen aber auch für den Stellenwert, den „Morning View“ ebendort hatte und immer noch hat – zu Recht, wie ich finde, zeigte es die Band doch mit sehr viel Stil und Leichtigkeit auf dem Scheitelpunkt zwischen verspieltem Crossover und reinem Alternative Rock.

Nach einem kurzen Präludium, das die äußerst sympathische Lucinda Chua gemeinsam mit ihrem Cello an diesem Abend nach eigenen Aussagen zu geben die Ehre hatte und das für mich einem 30-minütigen Instrumentestimmen gleichkam (Es lag ganz sicher an mir! Ich habe es wahrscheinlich einfach weder musikalisch noch konzeptionell verstanden!) eröffnen Incubus pünktlich um 21 Uhr unter frenetischem Jubel die Reise zurück zur Jahrtausendwende.

Es gelingt der Band spielend, die Virtuosität, Finesse und  Experimentierfreudigkeit, die „Morning View“ ausmachten auf die Bühne zu bringen. Brandon Boyd ist nach wie vor ganz der charismatische Frontmann, der wach und offen durch die Show führen, und dessen stets kräftige Stimme ihn zu keinem Zeitpunkt im Stich lassen wird. Und auch die übrigen Musiker – die beiden Gründungsmitglieder Mike Einzinger (Gitarre) und Jose Pasillas (Schlagzeug) sowie DJ und Keyboarder Chris Kilmore und Neuzugang Nicole Row (Bass) – präsentieren sich einen Abend lang als hervorragende Einzelkünstler und perfekte Teamplayer.

Ausgerechnet die wuchtigen „Nice To Know You“, „Circle“ und „Wish You Were Here“, mit denen die Band, wie schon auf dem Album, auch den Reigen des heutigen Abends eröffnet, leiden doch noch sehr unter dem berüchtigten Soundbrei der Kölner Arena. Spätestens aber mit dem auch musikalisch als Einschnitt fungierenden „Just A Phase“ bessert sich das, und in der Folge sorgen die ruhigen Songs wie „Warning“ oder die von Boyd, Einzinger und Rows im akustischen Trio vorgetragenen „Blood On The Ground“ und „Mexico“ ebenso für Begeisterung im Publikum, wie die obligatorischen Brecher à la „Have You Ever“. Angereichert wird der Hauptteil der Show mit smarten Zitaten aus der Musikwelt. So geht das sphärische „Are You In?“ nahtlos über in Phil Collins’ „In The Air Tonight“ – inklusive des wohl ikonischsten Drum-Fills der Rockgeschichte – und „Under My Umbrella“ leitet Incubus’ Version des Rihanna-Hits gleichen Namens ein.  

Die gesamte Show wird begleitet von einer überdimensionalen Videoinstallation auf der zum jeweiligen Song passende Collagen die Stimmung unterstützen sollen. Mit zwei, drei kurzen Zurufen Boyds, wie „Hello Cologne“ oder „How are you doing“, bleibt die Kommunikation währenddessen aber auf ein Minimum beschränkt. Und so überrascht es auch nicht wirklich, dass eine durchaus spielfreudige, ein Stück weit aber auch reserviert wirkende Band den als Zugabe zum Album gedachten „The Hits“-Teil gleich ohne große Pause an das Haupt-Set hängt und nach Punkt 100 Minuten mit dem Doppel „Pardon Me“ und „Drive“ den Deckel draufmacht. 

Der Zeitpunkt für diese Revival-Tour scheint für ein Album, das nicht mal einen runden Geburtstag feiert, merkwürdig gewählt. Andererseits wird es für die Verkäufe des noch für dieses Jahr angekündigten neue Incubus-Albums „Something In The Water“ nach Jahren der Abstinenz sicher nicht geschadet haben, alle – und vor allem eben alle Incubus-Fans – mit den großen Hits von einst aus dem Dornröschen-Schlaf zu wecken. Das dieser Plan in solch großen Hallen aufging, bleibt dennoch beachtlich.