Ignite – Live in Düsseldorf (22.11.2016)
Irgendwann Mitte der 1990er-Jahre habe ich Ignite mal auf der Rheinkultur in Bonn live gesehen. Damals war das meine erste richtige Hardcore-Show und ich habe den ein oder anderen blauen Fleck davongetragen. 2016 im Düsseldorfer ZAKK frage ich mich jedoch, wieviel Stadion-Rock Hardcore heute eigentlich verträgt.
Zunächst muss das nicht ganz ausverkaufte ZAKK aber Paddy & The Rats über sich ergehen lassen. Ich sag mal so, die Band wirkt sympathisch und handwerklich versiert. Ihr Folk-Beeinflusster Punkrock ist aber fehl am Platz und kann auch niemanden so richtig aus der Reserve locken. Dazu kommt ein unterirdischer Sound, der das Konzert der Ungarn auch nicht besser macht. Schwamm drüber.
Paddy & The Rats dürfen aber ungewohnt lange spielen. Und so dauert es bis 21:45 Uhr bis Ignite endlich auf die Bühne kommen. Und ich formuliere es mal vorsichtig… Die kommende Stunde entpuppt sich als das wahrscheinlich schwächste Konzert, dass ich in diesem Jahr gesehen habe. Nicht falsch verstehen, die Band gibt sich Mühe und das Publikum scheint auch nicht ganz abgeneigt. Aber mich berührt das Ganze überhaupt nicht. Wo wir gerade beim Publikum sind, das ist wesentlich älter, als ich es erwartet hätte und die Anzahl an jungen Hardcore-Kids hält sich extrem in Grenzen.
Mit der Hardcore-Show, die ich in den 1990er-Jahren gesehen habe, hat der heutige Abend allerdings nichts zu tun. Klar, Ignite haben sich vom Boller-Sound in eine sehr poppige Richtung entwickelt und ja, Zoli hält mit einigen politischen Ansagen den „Spirit“ weiter am Leben. Beides ist gut. Aber das Konzert an sich? Katastrophe. „Veteran“ kommt bereits als zweiter Song und wird vom Publikum dankend angenommen. Danach erstmal Einheitsbrei der letzten beiden Alben, bis mit „Man Against Man“ ein wirklich alter Song kommt, dessen Ende man ordentlich verkackt. Das darauf folgende „Drum-Solo“ finde ich persönlich wirklich schlimm. Unserem Drummer würde ich in den Hintern treten, wenn er so etwas live raushauen würde. Bei Ignite ist es aber ernsthafter Bestandteil der Show. Super, ein Trommelwirbel als Schlagzeugsolo, aber lassen wir das.
Irgendwann kommt „Sunday Bloody Sunday“, die U2-Coverversion von „A Place Called Home“ (2000). Und auch hier merkt man Zoli an, dass er stimmlich nicht gut drauf ist bzw. einfach die zweite Stimme der Studioaufnahmen fehlt. Ich schleiche mich langsam gen Ausgang und sehe, wie der Sänger der Vorband noch mal auf die Bühne kommt. Was genau er genau dort macht? Ich sehe es nicht mehr…
Video: Ignite – „Bleeding“