Free Throw – Live in Köln
Nachdem ich beim The Flatliners-Konzert im vergangenen Jahr die wundervollen Prawn für mich entdeckt habe, welche sich dem Sound des 1990er-Jahre Emo mit Postrock-Einfluss verschrieben haben dachte ich mir… Wo es eine tolle Band gibt, sind meist noch mehr Schätze ähnlicher Couleur zu finden. Und siehe da, aus dem Prawn-Umfeld stammen auch Free Throw aus Nashville, die mich bereits nach wenigen Songs überzeugen konnten. Also auf zum Konzert!
Die Kölner City bereitet sich auf die nahende Karnevalsapokalypse vor, ein seichter Hauch von Schnee bedeckt die Straßen. Was leider zu einem verspäteten Eintreffen am Tsunami führt, denn der Kölner kann mit Schnee auf der Straße ungefähr so gut umgehen, wie mit einem verlorenen Fußballspiel des FC.
Wirklich schade, dass wir dadurch Dryjacket aus Marlton, New Jersey verpassen. Denn der Höreindruck, den wir uns in letzter Minute verschafft haben, klang durchaus vielversprechend. Kann man mal auf dem Schirm behalten, sollten sich die Jungs noch mal nach hier verirren.
Zum Glück haben wir es gerade noch rechtzeitig zum Beginn von Free Throw geschafft. Das durchweg sympathische Publikum hat sich vor der kleinen Bühne eingefunden und die fünf Musiker stapeln sich auf selbiger. Ob der Bassist aus Platzgründen die meiste Zeit mit dem Rücken zum Publikum steht, aus Unsicherheit oder warum auch immer, das ungewohnte Bild wirkt schon ein wenig seltsam.
Free Throw starten mit ordentlich Energie ins Set und der noch freigebliebene Raum vor der Bühne wird schnell kleiner. Auch, wenn man die Stimmung im Publikum eher als zurückhaltend bezeichnen muss, der aufmunternde Applaus und die positive Grundstimmung sind schonmal vorhanden – mitgesungen wird hier und da auch. Allerdings hätte ich da schon etwas mehr Enthusiasmus erwartet. Werden da schon Kraftreserven für die Apokalypse angelegt? Auch, wenn der Sound im Tsunami mal wieder zu wünschen übrig lässt, gefallen mir die Songs live wirklich gut, vor allem die kleinen, feinen Gitarrenparts à la American Football verleihen dem Ganzen einen besonderen Charme. Besonders bei “Lavender Town” fühle ich mich an Mike Kinsella und Co erinnert, schön!
Meine bezaubernde Begleitung träumt mit geschlossenen Augen ebenso lächelnd vor sich hin, schade, dass der Raum nicht besser gefüllt ist, damit mehr Menschen in den Genuss solcher Momente kommen.
Nach ein paar Zugaben ist das Konzert dann auch schon vorbei. Schade ich hätte gerne noch ein paar Songs von Free Throw gehört. Vor der Tür tanzen glitzernde Schneeflocken durch die Nacht und die Bandmitglieder, die sich nach dem Konzert eine Abkühlung und eine wohlverdiente Zigarette gönnen, werden im Handumdrehen von ein paar Fans in Gespräche verwickelt und um eine baldige Rückkehr gebeten.
Video: Free Throw – „Randy, I Am The Liquor“