CASPER – Bielefeld, SchücoArena (15.06.2024)
Dieser Konzertbericht ist der Versuch, etwas in Worte zu fassen, das sehr schwer auszudrücken ist. Ausgedrückt werden will ein Gefühl der Dankbarkeit, Gefühle der Euphorie, der Zusammengehörigkeit, der Ausgelassenheit und des Glücks, welches ich empfinde und welches Casper in der Bielefelder SchücoArena erschaffen hat.
Die ersten positiven Worte gebühren Philine Sonny, die mit ihrer Band dieses musikalische Fest eröffnen durfte. Diese Musikerin war mir vorher gänzlich unbekannt, hat mich mit ihrer Mischung aus Indierock und Folk sowie ihrer Bühnenpräsenz sehr begeistert, weshalb jedem Leser und jeder Leserin hiermit wärmstens empfohlen wird, sich ihre EP in Ruhe anzuhören. Die Besucher:innen des Konzerts werden den Auftritt mit Sicherheit nicht vergessen, wie man aus dem Beifall herauslesen konnte.
20 Uhr und 45 Minuten: Casper betritt die Bühne und sieht sich rund 26.000 Fans gegenüberstehen, die den Ausnahmemusiker frenetisch bejubeln. Das Konzert wird durch den Song „Alles war schön und nichts tat weh“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2022 eröffnet. Es folgen „Im Ascheregen“ und „Alles endet (aber nie die Musik)“ bevor es mit „Mieses Leben / Wolken“ ein wenig ruhiger zugeht. Wobei „ruhig“ vielleicht das falsche Wort ist, da die Fans den Refrain geschlossen mitsingen.
Nachdem das Blut durch „Adrenalin“ wieder in Wallung geriet, folgte einige Songs später bei „Keine Angst“ der erste Gastauftritt, denn zum Refrain kommt DRANGSAL aus den Katakomben der Arena und sorgte für die erste Überraschung des Abends. Aber bei diesem einen Gastauftritt sollte es nicht bleiben. Während ich aus einem Gefühl heraus mit DRANGSAL gerechnet habe, kam der Auftritt von Thees Uhlmann beim Song „XOXO“ für mich unerwartet und hat mich – bekennender Thees Uhlmann-Fan – vollkommen geflasht. Geflasht wurde das Publikum auch durch den folgenden Auftritt von LEA, die zusammen mit Casper „Schwarz“ performte, und zwei Songs später teilte sich der Rapper für „TNT“ mit Tua die Bühne.
Nach diesem ernsten Song wurde es erstmal still und eingeblendete Texttafeln machten das Publikum darauf aufmerksam, wie viele Menschen an einer depressiven Erkrankung leiden, wie wenige von ihnen professionelle Hilfe suchen bzw. finden, und dass wir nicht alleine sind.
In dieser kleinen Pause wechselte Casper seinen Standort, und befand sich plötzlich zum Song „Lass es Rosen für mich regnen“, den er zusammen mit Vincent Waizenegger performte, in der Nähe meines Platzes, was meiner ohnehin schon starken Euphorie einen weiteren Kick versetzte.
Und es regnete „Rosen“ für Casper, während die nächste Überraschungsmusikerin – Lena – für den Schlussteil des Songs die Hebebühnen mit Casper teilte, bevor der Rapper mit „Gib mir Gefahr“ die Leute immer weiter anpeitschte. In dem Song heißt es „Will spüren, dass ich da war“… und das habe ich gespürt, was nicht nur an den Flammen lag, die hinter Casper emporstiegen.
In seiner Setlist ließ Casper kein Album aus und leitete nach dem „Verliebt in der Stadt die es nicht gibt“ mit „Hin zur Sonne“ den Zugabenteil ein, der einige Songs später mit „Hinterland“ endete.
Ca. 22 Uhr und 45 Minuten: Diese einmalige Show wird mit einem Feuerwerk unter tosendem Applaus und unter den Blicken des sichtlich bewegten Rappers beendet. Und auch vorher schon machte Casper immer wieder deutlich, wie glücklich ihn dieser Abend macht. Und an diesem Abend haben sich auf eine einmalige Art alle glücklich gemacht: Die Musiker:innen das Publikum, das Publikum die Musiker:innen, alle sich gegenseitig, und das ist die Magie des Abends: Das Gefühl, dass wirklich alle gemeinsam etwas Großes geteilt haben.
Es kommt nicht oft vor, dass ich auf Konzerten Tränen in den Augen habe, aber dieses war ein solches. Dieser Abend hallt nach. Nur Liebe und Dankbarkeit, immer!
(Foto und Text: Jens Meyer)