Candlebox – Disappearing in Airports
Als ich noch klein war und Grunge gerade so richtig durch die Decke ging, veröffentlichten Candlebox ihr selbstbetiteltes Debütalbum.
Wir harten Kerle haben den weichgespülten Alternative-Rock der Band aus Seatlle natürlich voll doof gefunden – zumindest am Wochenende in der Rock-Disco. Zu Hause fanden wir die beiden Singles „You“ und „Far Behind“ natürlich trotzdem geil, passten sie doch perfekt zu der Zeit damals. Das Album verkaufte sich im Fahrwasser von Pearl Jam und Co. immerhin drei Millionen Mal und machte Candlebox zu Superstars. Superstars, die bereits mit ihrem zweiten Album „Lucy“, spätestens aber mit ihrem 1998er-Werk „Happy Pills“ komplett in der Versenkung verschwanden.
2016 taucht die Band dann mit einem neuen Album aus eben dieser Versenkung auf. Und das Internet klärt den interessierten Musikjournalisten auf. Aufgelöst hatte sich die Band aus Seattle bereits 2000. Sechs Jahre später, kam es dann zu einer Reunion und zu zwei weitere Veröffentlichungen (2008, 2012). Nun also ein neues Album, das sechste insgesamt.
Gewartet hat da sicherlich niemand drauf. Und bis auf Sänger Kevin Martin ist auch kein Gründungsmitglied mehr dabei. Aber, und das muss man einfach wertfrei festhalten, „Disappearing in Airports“ ist ein gutes Rockalbum geworden. Produktion fett, Gitarrensound fett, Melodien eingängig und der Gesang top. Klingt nach früher, aber im positiven Sinne. Natürlich ist ein Song wie „I Want It Back“ an Belanglosigkeit kaum zu überbieten, aber ein wohliges Gefühl macht sich beim Hören trotzdem breit.
Candlebox gehören zu den vergessenen Bands einer Zeit, die für Menschen um die 40 ziemlich wichtig war. Diese Zielgruppe wird „Disappearing in Airports“ sicherlich etwas abgewinnen können, auch wenn ich nach Lied 10 doch das Gefühl habe, jetzt lieber noch mal „Far Behind“ hören zu wollen.
Video: Candlebox – Vexatious