Brigitte Calls Me Baby – Berlin, Hole 44 (10.08.2025)

Brigitte Calls Me Baby aus Chicago bringen ihre gut 400 Fans des aus all seinen Nähten platzenden Hole 44 in Berlin-Neukölln mit einer rund 80-minütigen Alt-Rock-Show der Extraklasse schier zum Dahinschmelzen.

Hochverlegt aus dem Privatclub, wird dem 2022 gegründeten US-amerikanischen Quintett allerdings wohl schon bald auch diese Kapazität an Konzertbesuchenden nicht mehr ausreichen, legt man die überwältigende Begeisterung des Berliner Publikums als Gradmesser an.

Kein Halten ab Showstart
Denn als Leadsänger Wes Leavins, gekleidet in einen eleganten schwarzen Anzug mit weißem Seidenhemd und dunkler Krawatte, die beiden Gitarristen Jack Fluegel und David Rosendahl, Bassist Devin Wessels sowie Drummer Jeremy Benshish Schlag 21 Uhr ganz unprätentiös durch eine Tür aus der hinteren Ecke die Bühne betreten, gibt es bereits kaum noch ein Halten im beschaulichen Hauptstadt-Club.

Brigitte Calls Me Baby werden den hohen Erwartungen vollauf gerecht und hauen ihren aus vielen Teilen Europas angereisten Fans mit „Palm Of Your Hand“, „Pink Palace“ und „I Wanna Die In the Suburbs“ zum Showstart sogleich mal drei Monster-Tracks ihres im vergangenen Jahr erschienenen Debütalbums „The Future Is Our Way Out“ um die Ohren. Musikalische Signatur der Alternative-Rocker: Bittersüße Melodien zwischen Melancholie und Hoffnung, eingebettet in aufwändige, lässig-elegante Arrangements.

Bardot’sche Brieffreundschaft
Ein umwerfendes, energiegeladenes Opening, das die Frage aufwirft, wie in Gottes Namen die sympathischen Musiker um ihren charismatischen Frontmann Leavins, aus dessen Brieffreundschaft mit der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot der Bandname stammt, dieses Niveau wohl in Konzertlänge aufrechterhalten wollen.

Indem sie mit „Other Side Of The Screen“, „The Pit“, „Danced With Another Love“, „Slumber Party“ und „Truth Is Stranger Than Fiction“ ganz einfach mal eine Handvoll an unreleasten Stücken spielen, die den Songs ihres grandiosen Erstlingswerks in Nichts nachstehen – und bis auf den Closer sämtliche Lieder ihres bislang einzigen Longplayers darbieten.

Sehnsüchtige Sanftheit
Letzteres sehe ich mit einem kleinen weinenden Auge – ist das doch der Track, auf dem die künstlerischen Einflüsse von Sänger und Songwriter Leavins schier greifbar sind: Seine Stimme streichelt die Zuhörerschaft mit der sehnsüchtigen Sanftheit in der Tradition Elvis Presleys, Roy Orbisons (dessen Platten er im Haus seiner Großeltern hörte) und Steven Morrisseys, von dem er sich vermutlich zudem intuitiv die eine oder andere ausladende Geste seiner fesselnden Bühnen-Perfomance abgeschaut hat.

Nach zwei Zugaben verlassen die Chicagoer Hoffnungsträger des Alt-Rock die Stage des frenetisch feiernden Hole 44 fast genauso still und leise, wie sie sie betreten haben. „Berlin, you are fantastic“, lässt Brigitte-Calls-Me-Baby-Gründer Wes Leavins, der mit 13 Jahren das Songschreiben begann, die glückselige Berliner Crowd und mich zum Abschied wissen. Ein Kompliment, das wir nur allzu gerne an ihn und seine Bandmates zurückgeben.