American Football – dto.
17 Jahre nach ihrem grandiosen selbstbetitelten Debüt veröffentlichen American Football ein lang ersehntes zweites Album. Ebenfalls selbstbetitelt, bzw. „LP2“ genannt, verzaubern die Emo-Pioniere auch diesmal mit wundervollen Songs.
1999, als „Emo“ noch kein Schimpfwort war, und deren musikalischen Vertreter ganz normale Männer in Jeans und T-Shirt waren, die sich nicht die Fingernägel schwarz lackierten, veröffentlichten American Football ihr Debütalbum. Ein paar Studienfreunde, die kein großes Verlangen danach hatten, den ganzen Sommer auf Tour zu gehen, sondern einfach nur Lust auf das gemeinsame Musizieren. Und da man keine Ambitionen mit der Band hegte, löste man selbige am Ende des Studiums einfach wieder auf. Was damals noch niemand ahnte, dieses eine Album sollte in den kommenden Jahren zu einem der beliebtesten Alben eines ganzen Genres heranwachsen.
Ähnlich war es auch bei mir, als Tourbegleitung der famosen Lightsome gerade irgendwo in Österreich, spielten mir die Jungs das Album vor, was mich aber so gar nicht aus der Ruhe bringen sollte. Ziemlich langweilig fand ich das Ganze zunächst. Heute nennt man American Football in einem Atemzug mit legendären Bands wie Mineral und Texas is the Reason – und das zu Recht. Denn auch ich musste in den vergangenen Jahren meine Einstellung zur Platte revidieren.
Die Musiker selbst schien das jedoch nicht sonderlich zu interessieren. Sänger Mike Kinsella veröffentlichte in der Zwischenzeit zwar gute bis sehr gute Alben mit seinem Projekt Owen, die restlichen Mitglieder kümmerten sich aber eher um ein gutbürgerliches Leben – bis 2014.
Damals nämlich kündigte die Band ein paar Live-Konzerte an, verkauften die Webster Hall in New York City drei Tagen hintereinander aus und begeisterten danach Fans in London, Tokyo und Barcelona.
Nun also ein zweites Album. Ein zweites Album, auf dem die Band sich weiterhin ausschließlich selbst verwirklichen möchte. Es klingt weniger nach 1999 als erwartet, aber kein bisschen emotionsloser. Es klingt, wer mag es den Herren verübeln, erwachsen. Und doch haben American Football nichts verlernt. „I’ve Been So Lost For So Long“ und „Give Me the Gun“ zum Beispiel zeigen eine Band in Höchstform, deren Arrangements immer noch ihresgleichen suchen. Klar, der Einfluss von Owen ist erkennbar und ja, es ist kein klassisches „Emo-Album“ geworden. Aber das alles macht es nicht weniger großartig.
American Football – „I’ve Been So Lost For So Long“