Emily Davis & The Murder Police – Wax Pariah EP

Etwa 2016 bin ich über einen damals schon gut acht Jahre alten YouTube-Clip gestolpert, in dem ein Mädchen eine akustische Version von Bad Religions „You“ auf der heimischen Couch performt. Nur kurze Zeit, aber etliche Cover-Clips später, hatte mich Emily Davis, so der Name der jungen Frau, mit ihrer Eigenkomposition „Bed, Bottle, Goal“ am Haken.

Ich bestellte postwendend die Alben „No Real Destination“ (2010), „Dark Matter“ (2011) und „The Worst Kind Of Curse“ (2015) direkt bei der in El Paso lebenden Texanerin, von denen mir vor allem letzteres mit seinen abwechslungsreichen Songs, dem folk-punkigen Gitarrenspiel, Emilys ehrlichen Texten und ihrem eigenwilligen Gesang zum steten Begleiter wurde. Ich halte es bis heute für eines der herausragenden Singer/Songwriter-Alben der 2010er Jahre.

Während besagter YouTube-Clip heute rund eine Million Aufrufe gesammelt hat, musiziert Emily Davis, die nicht nur Shows für ihre Idole von Bad Religion eröffnen durfte, sondern mittlerweile auch ihre Alkoholsucht besiegte, mit der Unterstützung von Jose Macias (Bass) und Jorge Torres (Gitarre) sowie einigen Session-Musikern inzwischen als Band unter dem Namen Emily Davis & The Murder Police. Die Formation hat mit „Same Old World“ (2018) und „Never A Moment Alone“ (2021) bereits zwei Full-Length-Alben veröffentlicht und legt nun mit „Wax Pariah“ eine 6-Song-EP nach.

Der ursprüngliche Folk-Punk ist mit jedem Full-Band-Release mehr einer Amerikana-Tex-Mex-Rock-Mixtur gewichen, die gut zu Emily Davis Art Musik zu schreiben passt und auf „Wax Pariah“ durch ebenso dichte, wie dynamische Arrangements, inklusive Akkordeon und Trompete, überzeugt. Der Sound als Band also ist voller geworden, die Songs dafür etwas weniger catchy. Vielleicht wollen sie das aber auch gar nicht sein, denn Emilys großes Talent für abwechslungsreiches und eigenständiges Songwriting, hält auch dieser Vielschichtigkeit stand. Und egal ob beim elegischen Chorus des Openers „Buzzkill“, beim mitreißenden „Cold Crowds“ oder beim reduzierten „Killing Days“: Wieder einmal begegnet uns Emily Davis als Künstlerin, die ihr Herz in den Songs lässt.

Der große Durchbruch ist ihr bislang weder solo noch mit Band gelungen, und es bleibt zu befürchten, dass sich daran auch mit „Wax Pariah“ nichts ändern wird. Die Schönheit der Songs ist dazu vielleicht nicht selbstverständlich genug und außerdem fehlt wohl schlicht das Geld für eine anständige Promo. Ich liebe die Musikerin und ihre Band dennoch dafür, dass sie unbeirrt nur das tun, was sie lieben und sich dabei stetig weiterentwickeln. Denn wie schrieb Emily Davis selbst schon auf meinem Lieblingsalbum: „The worst kind of curse is permanence.“

Künstler*in: Emily Davis & The Murder Police
Album: Wax Pariah
Label: Eigenvertrieb via Bandcamp
VÖ: 15.11.2024