Velocity Girl – UltraCopacetic
„Sub Pop – Rock City!“ Das Label aus Seattle war zu Beginn der 1990er-Jahre wirklich für einige Jahre das spannendste und einflussreichste Label der Welt. Und das nicht nur wegen Nirvana und Co.
Denn auch abseits der ganzen Grunge-Bands, die damals bei Sub Pop unter Vertrag standen, gab es tolle Bands zu entdecken. Neben Sunny Day Real Estate, Hazel und Eric´s Trip, die man mit ein bisschen Fantasie noch mit dem Grunge-Label hätte versehen können, gab es eben auch Bands, die etwas weiter über den Tellerrand schauten. Vergessene Perlen wie Zumpano (unbedingt „The Party Rages On“ hören) und Jale gaben sich eben so die Klinke in die Hand, wie die großartigen Velocity Girl.
Eben diese Velocity Girls veröffentlichen nun ihr lange vergriffenes Debütalbum „Copacetic“ (1993) erneut in einer frisch gemasterten Vinyl- und CD-Version samt Liner Notes, einer tollen Peel Session und weiteren Bonustracks. Die Band um Sängerin Sarah Shannon gründete sich bereits 1989 in Maryland außerhalb Washington D.C. Das Tolle an den Velocity Girls war die absolut perfekte Mischung aus Lo-Fi-Anleihen, lärmenden Shoegaze und dem klassischen Indie-Rock, der zu Beginn der 1990er-Jahre in den USA ziemlich angesagt war. Wer die Single „Audrey´s Eyes“ oder auch das fantastische „Crazy Town“ hört, der merkt aber schnell, dass auch Pop und Manchester nicht weit weg sind.
Das alles klingt so unschuldig und über das Knie gebrochen, dass man aus heutiger Sicht sicherlich nicht jeden einzelnen Song mit ins Jahr 2024 hätte mitnehmen müsste. Da ist das 1994er-Album „Simpatico!“ doch noch ein bisschen besser gealtert. Das sah übrigens die Band ähnlich. Denn 1993, als „Copacetic“ auf Sub Pop erschien, war die Band nicht gerade angetan, von dem, was sie damals aufgenommen hatten. Aber Zeit heilt alle Wunden und Gitarrist Archie Moore, der eine Karriere im Audiobereich hingelegt hat, begann zusammen mit der Band „Copacetic“ erneut aufzunehmen. Und so entstand mit „UltraCopacetic“ eine Version, wie die Band sie sich vorgestellt hatte. Der hohe Gesang von Sarah (die am College Operngesang studiert hat), die schrille Leadgitarre, die saftigen, verwaschenen Rhythmusgitarren und das klare, stampfende Schlagzeug. Die Popsongs sind viel poppiger und die Klangexplosionen noch kraftvoller.
Am Ende ist es der Band gelungen, ihrem Debütalbum einen neuen Anstrich zu verpassen, ohne den Charme der frühen 1990er-Jahre aus dem Auge zu verlieren. Für Musik-Nerds wie mich, die damals einfach alles gekauft haben, wo Sub Pop draufstand, eine ganz wundervolle Erinnerung an eine tolle Band und eine noch tollere musikalische Epoche.
„UltraCopacetic (Copacetic Remixed and Expanded)” wird auf CD/2xLP/DSPs erhältlich sein. LP-Vorbestellungen sind in Europa im örtlichen Plattenladen oder H I E R erhältlich. Die erste Vinyl-Pressung erscheint auf blickdichtem rotem Vinyl und ist auf 2.000 Exemplare weltweit limitiert. Support your local Plattendealer!
Band: Velocity Girl
Album: UltraCopacetic
VÖ: 16.08.2024
Label: Sub Pop