Green Day – Saviors
War mein Verhältnis zu Green Day bis dato von einer gewissen Wechselhaftigkeit geprägt, ist damit jetzt scheinbar Schluss. Seit „Saviors“ herrscht traurige Klarheit.
Als „Dookie“ 1994 als Nachfolgealbum des durchaus schon kursierenden „Kerplunk!“ (1992) aufschlug, gaben wir engstirnigen Hardcore-Kids dessen Klasse nicht gleich unumwunden zu – und gingen lieber zu den fantastischen Black Train Jack ins BüZe Ehrenfeld, statt am selben Abend bei Green Day im Luxor zu sein. Später gab sich das und „Dookie“, „Insomniac“ (1995), „Nimrod“ (1997) – und bedingt auch noch „Warning“ (2000) – wurden mir allesamt lieb gewonnene Alben. Das Gewese um „American Idiot“ (2004) hab ich dann aber schon wieder nicht mehr so recht verstanden und alle weiteren Alben haben mich schlicht nicht mehr die Bohne interessiert.
Die vollmundigen Presseberichte zu „Saviors“ machten in den vergangenen Wochen allerdings durchaus gespannt auf das kommende Green Day-Album. Von Green Day-Essentials war da die Rede und von einer Zusammenführung der Essential aus „Dookie“- und „American Idiot“ auf eine ganz neue Ebene.
Was für ein Mumpitz! Hier ist nichts neu. Gar nichts. Stattdessen wird ein einziges, mediokres Schunkeln feilgeboten, unterbrochen von nur wenigen flotteren, meist aber nicht minder blutleeren Ausnahmen. Ich habe selten einen so uninspirierten Haufen Musik gehört.
Dabei startet „Saviors“ gar nicht mal schlecht. „The American Dream“ hätte „American Idiot“ womöglich gut zu Gesicht gestanden und „Look Ma, No Brains!“ hat definitiv den 1990er-Vibe – beide können als okaye bis anständige Green Day-Songs verbucht werden. Doch von da an geht es steil bergab. Ich weiß beim besten Willen nicht, was sich Billie Joe bei Stücken wie „One Eye Bastard“, „Goodnight Adeline“, „Corvette Summer“, „Saviors“ oder gar „Fancy Sauce“ denkt. Wie verrückt wird, wenn nicht in der eigenen Vergangenheit, dann eben gleich in der gesamten Musikgeschichte gewildert. Ich höre alte Rockstandards, Weezer, Nirvana, The Clash … nur leider nicht als Inspiration, sondern schlicht schlecht kopiert. Sämtliche Intros, Gitarrenriffs oder Gesangslinien kommen seltsam bekannt daher und man ist geneigt, sich während der langweiligen Songs die Zeit mit der Suche nach den Originalen zu vertreiben. (Bei „Suzie Chapstick“ ist es mir gelungen: die Vorlage namens „Dilemma“ haben Nelly und Kelly Rowland schon 2002 verbrochen.)
Das alles hat mit „Dookie“ rein gar nichts zu tun. Und so schlecht war auch „American Idiot“ nicht. Das hier ist objektiv schwach und entlarvt die steilen Trilogie-Versprechen als haltloses Marketinggerede. Bitter.
Band: Green Day
Album: Saviors
VÖ: 19.01.2024
Label: Warner
