Donots – Lauter als Bomben
Ich mag die Donots. Ich mochte sie eigentlich schon, als ich sie vor geschätzen 20 Jahren auf einem Visions-Sampler gehört habe. Die Band macht alles richtig, hält die Fahne der richtigen politischen Seite hoch, ist eine unfassbar gute Liveband und zudem unglaublich sympathisch. Aber mit ihren deutschsprachigen Songs tu ich mich auch auf ihrem neuen Album „Lauter als Bomben“ schwer.
Dabei merkt man schon, dass sich die Band (bzw. Sänger Ingo) mittlerweile wesentlich wohler mit dem „neuen“ Status Quo zu fühlen scheint. Die Texte sind runder, sein Gesang im Vergleich zum eher schwachen „Karacho“ weniger Fremdkörper. Also erst einmal Daumen hoch. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die Vielseitigkeit des Albums. Den Seitenlange Monolog der Bandbio, wo diese Vielseitigkeit tatsächlich mit Faith No Mores „Angel Dust“ verglichen wird und zusätzlich so ziemlich jedes Gitarren-Genre bemüht wird, würde ich so zwar nicht unterschreiben, aber eintönig wird „Lauter als Bomben“ tatsächlich zu keinem Zeitpunkt. Hier gibt es Pop-Elemente, Pogo-Futter für die jungen Festivalbesucher und ein zwei schöne Rocksongs für die älteren Fans.
„Aschesammeln“ zum Beispiel funktioniert als treibender Popsong ganz hervorragend. „Rauschen (auf jeder Frequenz)“ ist mir hingegen viel zu beliebig. Das klingt fast schon nach Songwriting-Baukasten. Aber Schwamm drüber. Die Donots haben ein gutes Album aufgenommen. Sie nutzen ihre Popularität auch dazu, ihrem Publikum eine gute politische Sichtweise mitzugeben. Für mich ein immer wichtiger werdender Punkt, vor allem weil es die Donots schaffen, niemals den Zeigefinger zu heben, oder ihr Publikum für dumm zu verkaufen. Danke dafür. Es müssten mehr populäre Musiker Stellung beziehen.
Und doch ist ein Song wie „Alle Zeit der Welt“ einfach super langweilig. Streicher im Hintergrund? Gääähn. Schnell vorgeklickt und „Whatever Forever“ als ordentliches Punkbrett akzeptiert und abgehakt. So geht es dann bis zum Schluss des Albums weiter. Wie gesagt, vielseitig sind sie geworden. Da schaut man gerne über den ein oder anderen holprigen Reim oder einen schwächeren Song hinweg.
Video: Donots – „Eine letzte Runde“