Jen Cloher – dto.
Jen Cloher ist eine australische Musikerin, die seit mehr als zehn Jahren Alben und EPs veröffentlicht. Cloher ist aber auch die Lebensgefährtin von Courtney Barnett, was zum einen natürlich für medienwirksame Aufmerksamkeit sorgt, gleichzeitig aber auch einen Hinweis darauf gibt, dass Musik und Texte der Australierin ziemlich kompromisslos sein dürften.
Von dem Standpunkt darf man erst einmal enttäuscht sein. Denn der erste Name der mir tatsächlich in den Kopf kam, war Sheryl Crow. Natürlich ist mir das 40 Minuten später etwas peinlich, aber so ist das nun mal. 40 Minuten später habe ich mich nämlich durch dieses äußerst stilvolle Album gehört und bin Fan. Die Texte von Cloher thematisieren das Arbeiten als Frau im Musikbusiness. Ein nicht nur in Australien wichtiges Thema. Aber auch das homosexuelle Leben scheint Down Under nicht immer leicht zu sein. Und natürlich darf textlich auch die nicht immer einfache Fernbeziehung zu Barnett nicht fehlen. Mit ihr hat Cloher übrigens auch das Label Milk! Records gegründet, auf dem dieses bemerkenswerte selbstbetitelte Album erscheint.
Musikalisch bleibt das Album eher im klassischen Singer-/Songwriter-Rahmen. Hier ein bisschen Country, dort ein paar Blues-Töne und am Ende von „Regional Echo“ dürfen die Musiker an Bass und Schlagzeug auch mal richtig vor sich hin wummern. Vielseitig, intelligent und absolut stilsicher. Dieses Album macht Spaß und regt zum Nachdenken an. Solche Platten gibt es ja nicht mehr so viele, deshalb sollte das mal explizit genannt werden.
Am Ende macht sich bei mir so etwas wie Begeisterung breit. Jen Clother schafft es mit ihren Songs die 1990er-Jahre zurückzuholen. Aber nicht die hippen 90er, nein, die der Slacker, Verlierer und Underground-Helden. Da sind Pavement in der Attitüde, Lo-Fi-Vertreter wie Eric´s Trip in der Produktion und ganz viel Herzblut wie bei Juliana Hatfield oder der fantastischen Petal.
Ich glaube es lohnt sich mal zu gucken, ob es dieses überaus angenehme Album auf Vinyl gibt (ja, gibt es… Anm. d. Red.). Ein leichtes Knistern gehört bei Jen Cloher auf jeden Fall dazu. Spätestens nach „Strong Woman“ bin ich auf jeden Fall Fan.
PS: Homophobie ist heilbar!!
Video: Jen Cloher – „Forgot Myself“